ich bin 46, meine Frau 44 und unsere Kinder 15 und 18. Wir leben in einem schönen Haus auf dem Land und bis letztes Jahr war eigentlich alles ganz gut. Eigentlich. Denn durch ein Ereignis in der Großfamilie habe ich realisiert, dass ich ziemlich viel einfach "aushalte" und mich selten frage, ob das so für mich okay ist. Und so habe ich auch unsere Ehe und Beziehung reflektiert.
Und obwohl wir auf gewisser Ebene eine ganz gute Beziehung haben, gibt es vieles, was für mich im Grunde gar nicht geht, ich aber einfach ausgehalten habe - wahrscheinlich in dem Glauben, das gehört eben zu einer Beziehung dazu. Ein paar Beispiele:
Viele Jahre habe ich auf sexueller Ebene sehr zurückstecken müssen. Wir hatten wenig Sex (1x im Monat) und wenn, dann eher ein Standardprogramm. Wenn ich darüber reden wollte, gab sie mir zu verstehen, dass das mein Problem sei, sie möchte halt nicht mehr.
Dann kann meine Frau, die eigentlich ein lieber Mensch ist, im Streit sehr verletzend werden. Schon zu Beginn unseres Zusammenlebens saß ich manchmal tieftraurig und getroffen am Küchenboden. Meistens entschuldigt sie sich dafür später und bereut es auch. Aber leider kommen solche Situationen dennoch immer wieder.
Wir haben noch weitere Konfliktthemen, die wir auch nach vielen Versuchen nicht schaffen, wenigstens auf ein Maß zu bringen, wo wir beide uns wohlfühlen: sie ist beispielsweise sehr chaotisch und mich stört diese Unordnung sehr, sie bringt manchmal sehr viel Unruhe oder Nervosität rein und das macht teilweise auch unsere Kinder ziemlich verrückt. Es gibt noch einige mehr, und für sich genommen, sind das auch Themen, wo man sicher einen Kompromiss finden kann. Das Problem ist mehr, dass sie halt immer versucht, etwas zu verändert, es aber nie lange durchhält.
Ein weiteres Thema, das in einem Paartherapiegespräch aufgekommen ist: die Psychologin meinte, wir hätten eine therapeutische Beziehung, weil vor allem ich sehr auf sie eingehe, versuche zu verstehen und ihre Probleme zu lösen bzw. ihr zu helfen. Ich trage irgendwie ziemlich viel, von ihrem emotionalen Ballast, weil sie es selbst nicht gut hinbekommt.
So, jetzt das Sahnehäubchen ;-) Seit 5 Jahren haben wir eine offene Beziehung. Damals haben wir uns dafür entschieden, um vielleicht das eine oder andere in der Jugend "verpasste" Abenteuer nachzuholen. Das war zum einen sehr herausfordernd, aber wir haben es sogar gut hinbekommen. Konnten miteinander gut da rein wachsen und haben schließlich seit zwei Jahren jeweils einen weiteren Partner. Übrigens: unsere sexuellen "Differenzen" hatten sich dadurch ebenfalls erledigt - zumindest war um unser Sexleben viel besser bestellt, wir hatten häufiger Sex und auch sehr viel "kreativer". Das hat uns sehr überrascht und wir sahen es als gutes Zeichen.
Der Haken ist halt: im Herbst ist meine Frau sehr eifersüchtig auf meine Beziehung geworden. Anfangs fand sie es super, hat meine Freundin sogar getroffen und die beiden haben sich auch gut verstanden, aber dann ging es mit ziemlichen Eifersuchtsszenen los. Und wie oben schon angedeutet, mit ziemlich krassen Verletzungen, Vermutungen und Beschimpfungen. Teilweise war sie so wütend, dass ich beinahe ein wenig Angst bekam. Und meistens hat sie sich am nächsten Tag dafür entschuldigt, weil sie selbst sieht, dass es übertrieben war, ihre Vermutungen keinen Sinn ergeben usw.
Seit einiger Zeit habe ich einen ziemlich deutlichen Wunsch nach Trennung. Zwar hab ich eine Scheißangst, was dann danach kommt, wie es mit der Familie aussieht, was mit dem Haus wird (gehört uns beiden, finanziert) und was sonst noch. Aber ich hab einfach kein Vertrauen mehr, dass sie es wirklich schafft, all diese Aspekte zu verändern - wir sprechen auch offen darüber, sie weiß, wie es mir geht und sie sagt halt, sie hat es eingesehen und sie weiß, dass sie sich ändern wird. Aber mir fällt's echt schwer, das zu glauben - zumal in Zwischentönen und manchen Situationen merke ich schon, dass unter dem Lack noch Rost ist, wenn ihr versteht...
Und jetzt die Kirsche :-) Mit meiner Freundin ist das ganz anders. Wir haben in den 1,5 Jahren, seit wir uns kennen so ein wundervoll-liebevolles Miteinander entwickelt, das ist einfach nur schön. Wir sind auf vielen Ebenen voll kompatibel und trotzdem verschieden genug, dass wir uns gegenseitig immer zu neuen Gedanken und Ideen anregen. Wir versuchen, unsere eigenen Probleme selbst zu lösen, den anderen da vielleicht mitzunehmen, aber nie verantwortlich zu machen. Unser Sex ist phantastisch, wir haben damit auch sehr langsam begonnen und uns viel Zeit gelassen uns kennen zu lernen.
Und so haben ich nicht nur den Wunsch nach der Trennung von meiner Frau, sondern ich möchte auch gerne mit meiner Freundin zusammen sein. Ich sehe mich also gerade vor der Entscheidung: von meiner Frau trennen und die Beziehung zu meiner Freundin vertiefen, oder von meiner Freundin trennen, und einen weiteren Loop mit meiner Frau "riskieren".
Ich bin sehr dankbar für Eure Gedanken zu dieser Geschichte.
beim Lesen deines Textes musste ich zuerst an eines Denken:
Das typische Problem Sex.
Ich war 21 Jahre mit meinem Exmann zusammen, er wollte definitiv auch immer mehr als 1 mal Sex pro Woche. Ich nicht. Als ich mich getrennt habe und meinen jetzigen Verlobten kennengelernt habe konnt ich gar nicht genug Sex bekommen - jetzt nach 3,5 Jahren ist es auch hier weniger geworden. Und warum??? Tja, soweit ich von einer Ärztin mal erfahren habe liegt das an den Hormonen und der Bindung. Am Anfang, wenn noch das Vertrauen und die Bindung zum Partner fehlt, dann versucht der Körper durch Hormonausschüttung zu binden - um die Fortpflanzung zu sichern. Sobald sich das Vertrauen, die Bindung zueinander gestärkt und gesichert hat nimmt das ab. Zumindest bei den Frauen. Da stellt der Körper dann um von Nestbau auf Nesterhalt - es liegt also vermutlich nicht daran, dass deine Frau dich nicht mehr liebt oder begehrt, sondern daran, dass Sie dir vertraut und tief mit dir verbunden ist. Der Mann wiederum ist ständig auf Fortpflanzung gepolt, das bleibt so. Ein einfacher Unterschied der Geschlechter und mir hat es wahnsinnig geholfen, das mal aus dieser Sicht zu sehen...
Und die Eifersucht spricht ganz ehrlich dafür. Vielleicht hat sie - auch wenn sie selber noch eine Beziehung nebenbei hat - trotzdem Angst, dich an deine Freundin zu verlieren und traut sich einfach nicht, dir das zu gestehen? Und wenn du tatsächlich mit Trennungsgedanken spielst, dann liegt sie auch nicht wirklich falsch, oder? Frauen haben manchmal so extrem feine Antennen. Vielleicht war die offene Beziehung vor 5 Jahren eine gute Idee für euch beide, aber vielleicht ist es jetzt für euch tief im inneren eigentlich eine Belastung.
Bitte versteh mich nicht falsch, all das sind Vermutungen meinerseits. Ich glaube, ihr solltet euch ehrlich und offen unterhalten und ihr beide solltet alles aussprechen. Auch das, was du über deine Freundin und eine eventuelle Trennung denkst. Ihr beide habt Ehrlichkeit verdient finde ich. Und nur am Rande: Ich hatte als ich mich von meinem Exmann getrennt habe eine Beziehung, ga sah das Gras am Anfang auch viel grüner aus. Und nach einer Weile war da nur noch Matsch und Schlamm. Nach dem Trennungsjahr hätte ich mir eine Versöhnung gewünscht, mein Exmann war so gekränkt, dass er die Scheidung wollte. Vielleicht ist mit deiner Freundin alles im Vergleich so viel schöner und leichter, aber war es das mit deiner Frau in den ersten Jahren nicht auch? Vor den Kindern, vor der Verantwortung und vor dem finanziellen Druck?
Nun, ich hatte das Glück, dass ich einige Zeit später meinen Seelenverwandten gefunden habe, aber das ist nicht immer so. Du musst dir definitiv sicher sein über deine / eure Gefühle...
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