habe endlich mal meinen Mut zusammen genommen und bin jetzt hier. Noch ziemlich am Boden.
Mein Mann hat mir Anfang August nach insgesamt 32 Jahren (30 davon verheiratet) eröffnet, dass er sich mit mir kein Zusammenleben mehr vorstellen kann. Knall auf Fall. Die letzten 4 Wochen vor der Trennung war er schon irgendwie anders. Ich habe bzw. wollte das wohl nicht merken. Er war völlig durch den Wind, hatte nur gemeint, er könnte nicht schlafen und hat körperliche Beschwerden. War auch beim Arzt. Doch der meinte nur, es sei der Stress. Ich dachte das auch. Wir hatten keinen Streit. Er hat nur nie geredet. Nach so vielen Jahren ist etwas der "Lack ab", das ist mir schon klar. Ich hatte auf den nächsten Urlaub gehofft, so dass wir uns mal wieder etwas mehr Zeit füreinander nehmen können. Dachte, das regelt sich schon alles wieder.
Dann nach 4 Wochen brach es aus ihm heraus. Er hatte mir unter Panikattacken und Weinkrämpfen eröffnet, dass er eine andere Frau kennengelernt und eine Affäre mit begonnen habe. Seine Seelenverwandte. Das erste Mal spüre er, was Liebe sei. Alles ist anders als mit mir. Die neue Frau ist 18 Jahre jünger als ich, hat zwei kleine Kinder mit 6 und 11 Jahren. Unsere beiden Kinder sind schon erwachsen (27 und 30) und aus dem Haus..
Ich habe geweint und gefleht, hätte anfangs wirklich alles getan. Doch jetzt - knapp 10 Wochen später - muss ich sagen, ich hatte keinerlei Chance, irgendetwas zu retten. Das wird mir immer bewusster und treibt mich um. Er meinte von Anfang an, er habe eine Verantwortung dieser Frau gegenüber (die er knapp 4 Wochen gekannt hat). Was ist mit mir nach 32 Jahren? Alles, was wir uns geschaffen haben, sei für ihn wertlos. Das sind nur materielle Sachen, die ihn nicht interessieren. Das einzig Gute seien unsere zwei Kinder. Er war immer sehr engagiert, auch in der Gemeinde, in Vereinen etc. - alles hat er aufgegeben, das sei nicht mehr von Wert für ihn.
Die Schuld liegt natürlich nur bei mir. Ich sei manipulativ und redegewandt. Ich hätte ihn psychisch zerstört. Schon die letzten 10 Jahre hätten wir uns auseinander entwickelt. Mich wissen lassen hatte er dies jedoch nie. Leider.
Auf meine Bitte hin ist er nach ca. 8 Tagen in die Wohnung meiner Tochter gezogen, sie ist bei mir eingezogen. Mein Hintergedanke war, dass er endlich mal zur Ruhe kommt. Er hatte Panikattacken, Weinkrämpfe, konnte nicht schlafen, nicht essen. Er war ein Wrack. Unser Zusammenleben in diesen Tagen war toxisch. Ein Gespräch war nicht möglich. Ich wollte Antworten, bekam aber keine. Und werde vermutlich auch keine bekommen.
Die aktuelle Situation? Ich lebe alleine im Haus, versuche mit allem klar zu kommen. Mein Mann hat sich psychisch stabilisiert und will ein neues Leben mit der Frau beginnen. Die fremden Kinder stecken das alles offenbar super weg. Seine eigenen Kinder haben den Kontakt ziemlich reduziert. Das versteht er gar nicht. Wenn er zu Hause auftaucht empfinde ich sein Auftreten als arrogant und völlig überheblich. Wenn ich denn mal aus meinem Schatten treten könnte und ihn bitte, dann würde er mich auch helfen...so die letzte Ansage. Gönnerhaft. Alles, aber nicht das. Ich versuche, alleine klar zu kommen.
Die neue Frau lebt offenbar noch immer mit dem Mann und Schwiegereltern im ehelichen Haus zusammen. Nach wochenlangem Hin und Her, hat sie ihrem Mann wohl auch reinen Wein eingeschenkt. Aber ausgezogen ist sie offenbar noch nicht. Mein Mann lebt weiterhin in seiner Wohnung im Nachbarort und hält an seiner Liebe fest. Es sei die beste Entscheidung seines Lebens.
Das war so die Kurzzusammenfassung. Alles kann man gar nicht in Worte fassen, das würde ein Roman werden. Ich habe mittlerweile akzeptiert, dass eine Liebe enden kann. Ich will ihn auch nicht mehr zurück .Aber die Art und Weise, wie das alles so abgelaufen ist, kann ich nicht nachvollziehen. Manchmal denke ich, dass die letzten Jahr keinen "Wert" hatten. Das ist eigentlich das schlimmste.
Liebe Daisy, willkommen im Forum, liebe Daisy... Es ist sehr schlimm, was Du gerade erlebst. Ich kann gut verstehen, was Dich zurzeit beschäftigt. Der Schock über das Handeln des vertrauten Menschen, die immense Verletzung, viele Fragen und wenig zufriedenstellende Antworten. Lass´ Dir genug Zeit, um alles erstmal zu realisieren. 10 Wochen sind im Verhältnis zu 32 Jahren noch nicht viel. Du bist schon sehr weit und klar in Deinen Gedanken. Die Gefühle brauchen in der Regel etwas länger, um nachzukommen. Alleine klarzukommen ist ein gutes Ziel, finde ich. Es war nach der Trennung auch mein Ziel. Es ist ein harter Weg, doch er führt auch zu neuem Selbstwert. Kümmere Dich jetzt gut um Dich und stelle Dich in den Mittelpunkt, so oft es geht. Du schaffst das!
Zitat von Daisy_118 im Beitrag #1Wenn er zu Hause auftaucht empfinde ich sein Auftreten als arrogant und völlig überheblich. Wenn ich denn mal aus meinem Schatten treten könnte und ihn bitte, dann würde er mich auch helfen...so die letzte Ansage. Gönnerhaft.
Dann würde er auch helfen? Wie? Wobei?
Zitat von Daisy_118 im Beitrag #1Manchmal denke ich, dass die letzten Jahr keinen "Wert" hatten. Das ist eigentlich das schlimmste.
Warum meinst du, sie hätten keinen Wert gehabt?
Sowas liest man leider immer wieder. Das ist wohl eine stammesgeschichtliche Sache: Älterer Mann - junge Frau ... Versuche, so gut und schnell es geht nach vorne zu schauen!
Ich kann dich sehr gut verstehen und nachvollziehen wie es dir gerade geht, glaub mir! Ich befinde mich gerade in der selben Situation wie du, seit Ende August nach 30 Jahren Ehe. Es ist verblüffend, wie ähnlich sich das alles anhört! Für einen Moment dachte ich, du erzählst gerade meine Geschichte. Es tut einfach weh, man kann es nicht fassen! Gerade jetzt, wenn man älter ist, ist doch das Vertrauen das man über die Jahre hinweg aufgebaut hat, besonders wichtig. Fühl dich gedrückt, liebe Daisy, du bist nicht allein?Alles gute für dich!
Danke für die lieben Worte! Es tut gut zu wissen, dass man nicht alleine ist.
Und ja, vermutlich würde mein Mann mir im Garten und kleineren Reparaturen helfen, wenn ich ihn darum bitte. Er sieht aber die Bitte um Hilfe als Schwäche meinerseits an, da er der Meinung ist, ich komme alleine ohne ihn nicht klar. Sein Ziel ist es ja, ein neues Leben zu beginnen. Und dazu braucht er Geld. Das Geld aus dem Hauserlös. Das hat er mir auch schon so gesagt. Oder ich müsse ihn dann bei einer Scheidung auszahlen. Für mich wäre das ein falsches Signal, dass ich setzten würde. Vielleicht kann ich wirklich nicht über meinen Schatten springen, aber auf so eine Hilfe kann ich verzichten.
Wie ich darauf komme, dass die letzten Jahre keinen " Wert" hatten? - Es fühlt sich für mich so an, weil er alles in Frage stellt. Schon seit knapp 10 Jahren sei er unzufrieden gewesen mit seinem Leben. Mit mir. Mit der Beziehung. Man fragt sich dann im Nachgang natürlich schon, was war dann überhaupt ehrlich und echt? Eine Psychologin hat zu mir gesagt, ich solle die Zeit in der Ehe als "gelebtes Leben mit Höhen und Tiefen" annehmen. Das versuche ich.
Und ja. Ich bin berufstätig und kann zum Glück für meinen Unterhalt selbst sorgen. Große Sprünge gelingen mir nicht, aber ich komme klar . Habe mich allerdings schon von einem Rechtsanwalt beraten lassen...es kann noch einiges auf mich zukommen. Aber das ist ein anderes Thema.
Ah, ok, jetzt verstehe ich das mit dem um Hilfe bitten. Rational betrachtet, wenn das Haus sowieso verkauft werden soll, dann würde ich sogar verlangen, dass er sich beteiligt. Du brauchst nicht seine Hilfe, sondern es ist seine Pflicht seinen Anteil am Haus (50%?) zu leisten. Das könntest du ihm so sagen, z.B. ich mache alles im Haus, du kümmerst dich um den Garten, oder irgendwie so.
Mit dem Rückblick und ob es einen Wert hatte: In so einer langjährigen Beziehung schleichen sich gaaanz langsam viele Sachen ein, die man dann gar nicht mehr bewusst wahrnimmt und sich schleichend dran gewöhnt, so dass es einem nicht auffällt. Man akzeptiert es und es erscheint "normal". Das realisiert man dann oft erst im Nachhinein, wenn es einem gelingt einen Schritt zurück zu treten. Aber was hilft es, darüber zu grübeln, es ist Vergangenheit, nicht mehr zu ändern. Leicht gesagt ... es wird immer wieder hochkommen, aber man sollte es nicht "füttern".
Was sagen eigentlich deine Kinder zu der ganzen Sache?
Liebe Daisy, von mir auch willkommen bei uns im Forum - ein Ort, an dem keiner von uns sich gewünscht hat zu kommen und den, nachdem es war, wie es war, viele nicht mehr missen wollten. Diese Erfahrung wünsche ich dir auch von ganzem Herzen. Auf vieles haben meine Vorschreiberinnen schon geantwortet, denen ich nur zustimmen kann. Auf zwei Punkte aber möchte ich doch noch eingehen.
Was waren die letzten zehn Jahre? Ich kenne das Gefühl nur zu gut, dass im Nachhinein man glaubt, fast das gemeinsame Leben sei entwertet. Halte dir vor Augen, seine Entscheidung hat er jetzt aktuell getroffen - und ich bin mir sicher vor vermutlich noch einem halben Jahr, sicher aber vor ein paar Jahren hätte er die Idee, er könne eine solche Entscheidung treffen entrüstet von sich gewiesen. Diese Aussagen - die letzten zehn Jahre waren schon nicht mehr gut, die äußert er in seiner aktuellen Situation, in der irgendein Reiz - so eine "Seelenverwandte" - einen Kurzschluss verursacht hat. Und in diesem Moment wertet er selbst ab, was er hatte, weil er zum einen sein Handeln auch vor sich selbst rechtfertigen muss, und weil er zum anderen die Jetzt-Situation durch die rosarote Brille - sprich hormongesteuert - sieht. Noch ein etwas ironisches Wort zu den Seelengefährten - entschuldige die Ironie. Es ist schon merkwürdig, dass die "Seelengefährten" häufig gute 15 Jahre und mehr jünger sind. Also entweder steht die liebe Seele auf Unreife oder da reagieren doch tiefergelegene Körperregionen auf einen neuen Reiz.
Und zu der Sache "Hilfe in Haus und Garten." Es mag schon sein, dass er sogar dazu verpflichtet ist. Ich würde ihm auch, um nichts in der Welt um Hilfe bitten. Sein Verhalten, Daisy, ist nichts weiter, als der Versuch sein eigenes unsicheres Ego aufzuwerten, indem er dich abwertet. Natürlich kommst du alleine zurecht. Und von dringenden Dingen im Haus mal abgesehen, kann in einer solchen Situation im Garten auch mal was liegen bleiben. Deshalb - geht die Welt nicht unter. Du warst ihm zu dominant und redegewandt? Sprich, zu selbstbewusst, selbstständig, kommunikativ - das hat mein Exmann auch nicht gut vertragen.
Liebe Daisy, eines möchte ich dir noch sagen. So wie du schreibst, bist du eine unglaublich taffe Frau, die mit dieser schwierigen Situation unglaublich gut umgeht und ich habe den größten Respekt vor dir. Deshalb, Daisy, wirst du aus dieser schrecklichen Zeit hervorgehen und dir dein Leben, dein selbstbestimmtes und selbstständiges Leben neu aufbauen. Und Ich kann dir nicht versprechen, dass nicht noch schwierige Strecken vor dir liegen, aber du wirst es schaffen, Daisy. Und für die vor dir liegende Zeit wünsche ich dir ganz viel Kraft. Liebe Grüße Medea
Na ja, was oder was auch nicht mit unserem gemeinsamen Haus passieren wird, das wird man sehen. Die Trennung ist ja erstmal knapp 3 Monate her, da muss man alles Andere erstmal sacken lassen und verdauen.
Und grundsätzlich will ich auch den Ball flach halten, denn mein Mann beteiligt sich derzeit noch an den Verbindlichkeiten sprich Schulden, die wir auf das Haus haben. Und das muss er nicht. So zumindest hat mir das meine Anwältin erklärt. Und wenn wir bei den Schulden halbe / halbe machen, hätte er generell einen Anspruch auf einen Nutzungsausgleich, da er nicht mehr im Haus lebt. Er hat das aber offenbar (noch) nicht auf dem Schirm, daher bin ich ganz froh, dass wir aktuell noch die Schulden teilen.
Aus diesem Grund werde ich auch keine schlafenden Hunde wecken und seine "Pflicht" am Haus oder Garten einfordern, wenn er schon nicht selber drauf kommt, aus freien Stücken zu helfen.
Und ja, das stimmt, wenn man so lange in einer Beziehung lebt, dann merkt man viele Sachen einfach nicht. Man denkt eher, es muss so sein, weil man es nicht anders kennt. Und man will ja auch oft aus Bequemlichkeit nichts ändern.
Meine Kinder sind erwachsen, Tochter ist 27 und Sohn 30 Jahre. Ich denke, egal welches Alter, wenn eine Familie auseinanderbricht, ist es immer schlimm für Alle. Aber es fällt beiden, sowohl Sohn als auch Tochter, aktuell sehr schwer, den Kontakt mit dem Vater zu halten. Der hätte Ihnen am liebsten schon gleich nach der Trennung seine neue Freundin und sein neues Glück vorgestellt. Ich glaube, das hat sie ziemlich abgeschreckt. Mein Sohn meinte neulich zu mir, dass er nicht damit klar kommt, dass sein Vater alle Werte und Moralvorstellungen mit denen er sie erzogen hat und die er immer für sehr wichtig hielt, aktuell mit Füßen tritt.
Liebe Daisy, ja, genau, die Trennung ist erst drei Monate her. Und du gehst wirklich unglaublich stark mit der schlimmen Situation um. Und ich weiß genau, dass trotz aller Stärke der Schmerz ja da ist. Und es braucht, wie du schreibst, Zeit, um zu verarbeiten, was da überhaupt geschehen ist. Und diese Zeit ist auch wichtig. Wichtig finde ich es nur, dass du alle Zuschreibungen seinerseits, die dich klein machen, weit von dir weist. Weil die einfach völlig unzutreffend sind! Das zeigt schon, wie du in dieser schwierigen Situation handelst. Es ist bestimmt genau richtig, - finde ich - den Ball flach zu halten, weil du die Gesamtsituation im Auge behältst.
Auch für erwachsene Kinder ist eine solche Trennung nicht leicht, ganz sicher nicht. So wie ich dich lese, sind sie ihrerseits von seiner Entscheidung enttäuscht, hätten sich das gar nicht vorstellen können. Und das wiederum liegt dir zusätzlich auf der Seele - hab ich dich richtig verstanden?
Was Kinder anbelangt, bin ich vielleicht nicht ganz die Richtige, um dir zu antworten. Aber sie werden für sich langfristig, einen neuen Weg finden müssen, mit dem Vater umzugehen oder auch eine neue Beziehung zu ihm aufzubauen. Das ist bestimmt nicht leicht, besonders, weil er sich in seinem Rosa-Schmetterlings-Wahn, gerade wie die Axt im Walde benimmt. Das Gute bei allem Mist ist, dass sie erwachsen sind und selbst entscheiden können, was sie wann an Kontakt unter welchen Umständen zulassen wollen. Eine Situation, die du ihnen sicher gerne erspart hättest. Im Moment könnt ihr nur füreinander da sein - und es ist unglaublich viel wert, dass deine Kinder hinter dir und zu dir stehen. Ich weiß, das ist nicht viel, aber manchmal kann man nichts anderes tun., als sich festzuhalten, an dem was noch gut ist.
Und naja, die Sache mit der Moral und den Werten. Auch darauf habe ich keine wirkliche Antwort. Die Enttäuschung deines Sohnes kann ich gut verstehen, denn offensichtlich hat der Vater bislang das Gegenteil von dem vertreten, was er jetzt tut. Aber augenscheinlich haben Menschen in bestimmten Situationen auch kein Problem mit einer Umwertung aller Werte. Meine unzureichende Antwort hier wäre, sei bzw. seid nur wütend darüber, ihr habt Grund dazu. Du bist persönlich verletzt werden. Versuche, versucht mehr an die persönlichen Verletzungen als an verletzte Werte zu denken. Wie du mit deinen Verletzungen, deine Kinder mit ihrer Enttäuschung umgehen, kannst du, können sie ein ganzes Stück weit beeinflussen. Wenn man sich auf verletzte Werte konzentriert, besteht die Gefahr, dass die Fassungslosigkeit und Wut versteint. Dann ist sie nicht mehr hilfreich, sondern verhindert, dass man einen Schritt weitergehen kann. Aber alles zu seiner Zeit. Zu deiner eigenen Zeit. Mir ist noch wichtig zu sagen, dass dies alles nur Gedanken von mir, einer einzelnen Person, sind. Und es auch ganz anders sein kann. Ich schicke dir viele, liebe Grüße und pass gut auf dich auf, Medea
30.10.2023 10:48 (zuletzt bearbeitet: 30.10.2023 10:49)
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