Hallo, nachdem ich hier mal etwas quergelesen habe und mich in so vielen Beiträgen weiterfinde, möchte ich gerne meinen eigenen Schmerz loswerden. Vor etwa 5 Wochen hat der Mann, mit dem ich seit fast 28 Jahren zusammen bin, mir gesagt, dass er mich nicht mehr liebt und nur noch Gefühle wie für eine Schwester für mich hätte. Er wolle "das alles" , also unsere Beziehung, nicht mehr. Mir hat es den Boden unter den Füssen weggezogen, ich hatte nicht die geringste Ahnung, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte. Ich habe nachgebohrt, bis er zugegeben hat, dass er eine andere Frau kennengelernt habe. Angeblich habe er sie erst kurz vorher kennengelernt und "natürlich" sei Sie nicht der Grund für unsere Trennung..... Es sei alles so langweilig geworden und er wolle einfach mehr von einer Beziehung. Er habe sogar schon eine Wohnung in Aussicht. Und natürlich wolle er auch weiterhin für mich da sein, bla bla bla. Ich bin seitdem in einem Schockzustand und weiß nicht mehr, wohin mit mir. Kann nicht mehr schlafen, nichts mehr essen - was ganz offensichtlich jeder hier kennt. Nachdem meine beste Freundin vor 5 Jahren gestorben ist, hab ich niemanden, mit dem ich darüber reden kann. Es gibt noch eine andere gute Freundin, die aber gerade selber große gesundheitliche Probleme hat, die will ich damit nicht belästigen. Ansonsten hab ich nur Bekannte, mit denen ich gelegentlich treffe, aber niemanden, dem ich so persönliches erzählen könnte/wollte. Und jetzt habe ich das Gefühl, an dieser Geschichte zu ersticken, deshalb auch mein Versuch, hier zu schreiben. Ich zerpflücke seitdem in Gedanken mein gesamtes Leben. Ja, in den letzten Jahren ist vieles bei uns eingeschlafen. Dies liegt wahrscheinlich auch daran, dass mein Beruf in den letzten Jahren sehr anstrengend geworden ist und ich nach Feierabend kaum noch Energie für irgendetwas aufbringen kann. (Möglicherweise stecke ich in einem Burnout, aber damit kann ich mich aktuell nicht näher befassen). Dazu kommen meine Eltern, die gesundheitlich beide sehr angeschlagen sind und immer mehr Unterstützung von mir benötigen. Ich habe keine weiteren Verwandten und der Gedanke, beide in nicht allzu ferner Zukunft zu verlieren, macht mir wahnsinnige Angst. Mein Partner war mir immer eine große Hilfe bei meinen Eltern. Ich sehe ein, dass das Leben mit mir tatsächlich sehr langweilig geworden ist und ich sehe auch, dass ich mich vernachlässigt habe, ich habe zugenommen und schminke mich kaum noch. Also ja, ich kann verstehen, dass er das Interesse verloren hat. Aber wirft man einfach so 28 Jahre weg? Versucht man nicht erstmal was zu retten? Ich glaube, dass er den einfachen, feigen Weg gegangen ist und bewusst nach einer neuen, "besseren" Partnerin gesucht hat, um sich dann zu trennen. Sich also von einem gemachten Bett ins nächste zu legen. Mit Mitte 50 ist da bei ihm wahrscheinlich auch die Angst, nichts mehr zu erleben. (Midlife-Crisis). Ich verstehe ihn und hätte mir trotzdem gewünscht, dass er zunächst unserer Beziehung eine Chance gibt. Aber er ist da so resolut und scheint alles schon komplett durchgeplant zu haben. Ich hab ihn angebettelt, es nochmal mit uns zu versuchen, vielleicht auch professionelle Hilfe zu suchen aber sagt nur, dass er sich seiner Sache sicher sei. Es tut so unglaublich weh, wie leicht er sich die Trennung macht. Einen Tag vor seiner "Eröffnung" waren wir noch händchenhaltend auf dem Markt und haben über verschiedene Dinge gelacht. Und einen Tag später gibt es plötzlich keine Berührungen mehr zwischen uns. Die neue Wohnung wird erst Ende des Monats bezugsfertig, also wohnt er noch bei mir. Wir versuchen, halbwegs normal miteinander umzugehen, aber das kostet mich so unglaublich viel Kraft. Immerhin ist er so fair, dass er mich immer darüber informiert, was er macht oder wo er hinfährt. Da sind Momente, die völlig normal scheinen, wenn wir z.B. unsere Lieblingsserie gucken, dann reden und lachen wir darüber wie vorher und es geht mir für einen kurzen Moment gut. Und dann meldet sich wieder sein Handy und er springt auf, um zu "Ihr" zu fahren. Er erzählt mir nicht viel über Sie, aber sie hat wohl Kinder und sie treffen sich überwiegend draußen. Fast jeden Abend ist er unterwegs und kommt erst nachts nach Hause. Ich liege die ganze Nacht wach und warte darauf, dass er wiederkommt. Dann legt er sich ins Bett, möglichst weit weg von mir. Aber immerhin höre ich dann seinen Atem und beruhige mich ein bisschen. Gestern Nacht ist er das erste Mal nicht nach Hause gekommen. Das hat mich zerrissen. Unglaublich, wie viel ein Mensch weinen kann. Ich habe so eine große Angst davor, dass er auszieht und gleichzeitig weiß ich, dass ich erst dann mit meinem Leben weitermachen kann. Die Angst vor dem Alleinsein frisst mich auf. Die Angst vor einem Leben ohne ihn frisst mich auf. Das Kopfkino, was er alles mit seiner Neuen macht, frisst mich auf. Die Angst davor, dass sich mein Leben komplett verändern wird, frisst mich auf. Ich bestehe nur noch aus Angst. Da ist keine Farbe mehr in meinem Leben und egal wie ich mich drehe, ich sehe nur Abgrund. Ich weiß einfach nicht, wie ich das schaffen soll. Und dann ist da immer noch die Hoffnung, dass es nur eine Phase ist und er zurückkommt. Das hält mich aufrecht. Aber was, wenn nicht..... Entschuldigt, das ist jetzt wahrscheinlich alles ganz wirr und durcheinander, aber ich kann meine Gedanken gerade nur schwer ordnen, aber es tut gut, das alles mal loszuwerden. Es ist etwas tröstlich, von anderen Leidenden hier zu lesen, weil ich sehe, dass ich nicht alleine bin. Gleichzeitig finde ich diese Masse an Schmerz und auch Wut bedrückend..... Allen, denen es gerade genau so schlecht geht wie mir - fühlt euch ganz fest gedrückt!
Liebe Kiesel, wie gut kann ich deine Verzweiflung verstehen, nach all dem anderen, was du erlebt hast, als er nicht nach Haus gekommen ist. Und die vielen Tränen. Und ich kann so verstehen, wie tief der Abgrund ist, der sich vor dir aufgetan hat. Ich kann deine Angst verstehen, das Gefühl des Alleinseins, das Gefühl zu ersticken., die Hoffnung, dass es doch anders ist und auch die Ahnung, dass es erst besser wird, wenn der Schritt über den Abgrund hinaus gegangen worden ist. Nichts was du schreibst ist wirr. Vor vielen, vielen Jahren hätte ich fast alle deine Worte so schreiben können, wie du es jetzt tust, nur dass ich eher nicht ganz so viel Verständnis gehabt habe. Der Schmerz ist wirklich immens. Und es gibt fast nichts, was dagegen hilft. Alles nur ein klein wenig, reden, weinen, schreiben, alles nur ein ganz klein wenig. Aber es gibt Zeiten, da ist wenig viel. In diesen Tagen, lieber Kiesel, geht es nur darum, die Tage zu überstehen, auch wenn es noch so weh tut, noch so schwer ist. Jeden Tag und jede Stunde für sich. Natürlich siehst du nach 28 Jahren im Moment nur Abgrund, kannst dir gar nicht vorstellen, wie anders sein soll, ein anders, das du ja gar nicht willst. Das, was du jetzt gerade beschreibst, Kiesel, seine Absichtserklärung schon ausgesprochen, aber noch in der vertrauten Wohnung, dem vertrauten Leben, die so normalen Momente - das war für mich im Nachhinein die furchtbarste Zeit. Eben weil es zum einen die Hoffnung und zum anderen die Hoffnungslosigkeit schürt. Und die Angst. Ende des Monats, ein Monat kann eine furchtbar lange Zeit sein. Naja, und dann deine Überlegungen, anstrengender Job, Eltern, die Unterstützung brauchen, zugenommen ... Alltag ist sicher eine Gefahr für Beziehungen, aber eigentlich ist es doch auch das, was zu erleben normal ist. Das gehört doch eigentlich dazu, dass man solche Phasen miteinander erlebt, durchlebt .. und wenn man daran meint etwas ändern zu müssen, dann ist es an der Zeit, Gespräche zu führen und sich umeinander zu bemühen, genauso wie du es beschreibst. Dass er das nicht getan hat, das war seine Entscheidung. Und Kiesel, lass dir die Schuld für diese Entscheidung nicht in die Schuhe schieben. Ich wette, die Langeweile und die fehlenden Gefühle, die er anführt, die sind ihm erst klar geworden als der die andere Frau getroffen hat. Und die ist vor allem eines, neu und anders als das Gewohnte. Kiesel, natürlich macht die Zukunft dir Angst. Versuche in kleinen Schritten zu denken, ein Schritt nach dem anderen. Weine, versuche bis Ende des Monats durchzuhalten. Wenn du ein bisschen Kraft erübrigen kann, informiere dich über deine eigenen Möglichkeiten, wenn es zu früh ist, dass gibt dir die Zeit. Lass dich mal virtuell umarmen. Ich weiß, es fühlt sich an, als könne man nie wieder froh sein, als gäbe es nur noch diesen Schmerz. Wut ist übrigens schon ein erster kleiner Schritt. Und mit genau diesen Gefühlen musst du jetzt irgendwie umgehen. Tu alles, was dir ein klein wenig hilft. Du hast keine leichte Zeit vor dir. Aber es wird eine Zeit geben, da ist der Abgrund nicht mehr ganz abgrundtief schwarz und wird heller und heller werden. Ich schicke dir ganz, ganz viel Kraft. Wenn du magst, schreibe doch wieder. Mir hat das Schreiben damals geholfen. Mit vielen lieben Grüßen Medea
ich kann gut nachvollziehen wie du dich gerade fühlst, auch mir ging es vor vielen Jahren so. Es gibt keine Worte die dich jetzt trösten können, in deinem Kopf dreht sich alles um ihn und es gibt so viele Fragen, die dir keiner beantworten kann.
Klar suchst du jetzt die Schuld bei dir, aber alles was du aufgeführt hast, ist kein Grund für einen Betrug.
Meist haben sie die Next nicht einfach getroffen, sondern waren auf der Suche ! Genau das musst du dir immer vor Augen halten. Der Mann den du geliebt hast, dem du treu warst, hat dich belogen und betrogen.
Mir hat das damals sehr geholfen, ihn als Lügner und Betrüger zu sehen und mit solch einem Mann wollte ich auch nicht mehr zusammen sein.
Das Meer der Tränen und die vielen Gedanken und Fragen können wir dir nicht abnehmen, sie gehören einfach dazu und du musst es aushalten.
Liebe Kiesel, achte auf dich, tu dir etwas Gutes und gehe dein Tempo, manchmal macht man 2 Schritte vorwärts und dann wieder 1 Schritt zurück, aber das ist alles normal. Gebe dir Zeit, lass die Tränen laufen, aber vergesse auch das Lächeln nicht.
Mir hat es damals sehr geholfen hier zu schreiben, ich schicke die ein großes Kraftpaket.
Liebe Kiesel, ich kann Dich sehr gut verstehen... lass´ Dich virtuell erstmal ganz fest umarmen! Was Du beschrieben hast, ist auch gar nicht wirr, sondern sehr empathisch wahrgenommen. Du stehst unter Schock, wie soll es auch anders sein... Furchtbare Fassungslosigkeit, Ängste, Sorgen, Selbstzweifel und vor allem die Frage nach dem Warum. In dieser Phase ist schon wenig viel. Etwas essen, etwas schlafen oder ausruhen. Und wichtige Entscheidungen noch zurückstellen, wenn möglich, bis Gefühle und Kopf wieder klarer sind. Leider liegt kein leichter Weg vor Dir, doch Du wirst es schaffen, liebe Kiesel, Schritt für Schritt! Hier zu schreiben, war schon der 1. Schritt.
Viel Kraft & ganz liebe Grüße, Unglaublich_Traurig
Ihr Lieben, vielen, vielen Dank für eure warmen Worte und die Umarmungen. Das ist es, was mir gerade am meisten fehlt - Berührungen. Die letzten Tage waren seltsam. Er war die letzten 3 Tage durchgehend zuhause, wir haben uns fast normal unterhalten können und ich habe mich besser gefühlt. Jetzt redet er davon, doch nach einer anderen, größeren Wohnung zu suchen. Er macht auch bisher keine Anstalten, seine Sachen zu packen oder sich auf seinen Auszug vorzubereiten. Ich sehe, dass ihm das alles auch schwer fällt und dafür bin ich dankbar.. Wenn er es nicht erwarten könnte, von mir wegzukommen, das wäre grausam. Wir hatten auch noch ein wirklich gutes, klärendes Gespräch, welches schmerzhaft und gleichzeitig tröstlich war. Er gibt selber zu, dass er Angst hat vor dem, was kommt und dass er nicht sicher ist, ob aus ihm und der Neuen wirklich ein Paar werden kann. Aber er ist verliebt und will es herausfinden. Ich habe daraus die Hoffnung gezogen, dass es "vielleicht" doch noch ein Zurück zu mir geben kann, dass die neue Beziehung dem Alltag nicht standhalten wird und er erkennt, was er verloren hat. Dumm, ich weiss, aber diese Hoffnung trägt mich im Moment. Natürlich ist da meistens das Gefühl, dass ich weinend zusammenbrechen möchte, aber dann klammere ich mich wieder an mein "vielleicht" und ich überstehe den Tag so für einen kurzen Moment besser. Ich habe eine schöne Postkarte gefunden, auf der steht "Keine schönen Blumenwiesen ohne starke Regenschauer", auch daran klammere ich mich. Denn vielleicht, vielleicht wird doch wieder alles gut.
leider sehe ich das Verhalten von deinem Mann ganz anders. Es ist doch unheimlich bequem für ihn , er bleibt jetzt erstmal noch bei dir wohnen, braucht sich um nichts zu kümmern und kann ganz gelassen schauen wie es mit der neuen Beziehung klappt. Am Ende gibt es 2 Szenarien: 1) Die neue Beziehung ist ein Flop und er bleibt bei dir ( wäre für ihn eine einfache Lösung, bis die nächste neue Liebe kommt ) 2) Es klappt mit Next, er zieht aus und all deine Hoffnungen waren umsonst. Willst du das wirklich ?
Liebe Kiesel, es ist eine seltsame Phase der Trennung. Die Trennung ist schon ausgesprochen und doch vertrauter Alltag miteinander. Eine Art Schwebezustand... gefüllt von Hoffnung und Verzweifelung. Seinerseits Verbundenheit und Aufbruch zugleich. So habe ich es zu der Zeit auch empfunden.
Alles, was Dir durch diese schwierige Zeit hilft, ist nun wichtig. Und Du weißt doch: "Am Ende wird alles gut. Und, wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende."
oh ja, wie erinner ich mich an die damalige Trennung und geanu das gleiche spielte sich ab. Die Ansage, dass er eine Neue hat, keine Anstalten machen auszuziehen. Dafür musste ich seine verleibten Telefonate miterleben und wie er am WE packte und zu ihr fuhr. Das geht überhaupt nicht. Ich drängte ihn auszuziehen und ließ nicht nach. Denn, wie schon erwähnt, es keimt immer wieder die Hoffnung auf, dass er vllt. doch bleibt, es ist wie früher und doch weiß man, dass er sich von dir getrennt hat. Also, mach ihm klar, dass er ausziehen muss!! Nur so kannst du langsam zu dir selbst kommen und dich langsam neu orientieren. Der Schmerz ist groß und die Entäuschung, dass er dir das antut. Es ist ein langer Weg, um langsam zu heilen, aber man schafft es.
Ich sende dir ganz viel Kraft und Trost. angel
***Und immer, wenn du die Antwort hast, stellt das Leben eine neue Frage*** 🌻✨🎈
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05.08.2023 20:56
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