Ein sommerliches Hallo von mir ins Forum, nach längerer Zeit mal wieder ... schön dass es euch noch gibt! Glücklicherweise habe ich mich an euch mit einem guten Gefühl erinnert, an freundliche einfühlsame Menschen in dieser Runde. Manchmal erwischt es einen hart, obwohl alles äußerlich so gut eingespielt ist. Die Trennung von meinem ehemaligen Mann ist schon über 10 Jahre her, wir sind beide schon lange in neuen Beziehungen, der Kontakt ist sehr gut, also vieles läuft ganz prima. Jetzt sind die Kinder (inzwischen Teens, 16 und 20) zum ersten Mal in einen längeren Urlaub gefahren mit ihrem Vater und seiner Verlobten. Ich verstehe mich ganz ok mit ihr, aber wir sind sehr verschieden und leben in komplett anderen Welten. Ich mag sie nicht besonders, aber damit kann ich leben.
Es hat mich dann doch überrascht, wie schwer es mir fiel die Kinder mit den beiden fahren zu lassen (das war am Freitag). Ich war stundenlang unfassbar deprimiert, habe geweint, war richtig down. Das wird kaum besser. Ich gönne ihnen allen diesen schönen Urlaub, das ist es nicht, aber es überkamen mich wieder Gefühle und Gedanken, die ich schon fast überwunden glaubte und die alle mit dem Verlust unserer Familie zu tun haben. Sogar weniger mit dem Verlust der großen Liebe, wobei das mit hineinspielte. Auch natürlich Neid - ich war schon ewig nicht mehr am Meer, habe kein Geld für so einen Urlaub, die Verlobte dagegen verdient richtig viel. Dazu: Den Vertrauensvorschuss zu geben, dass sie die Kinder sicher im Auto diese Hunderte von Kilometern transportieren - bin ich bescheuert dass mir das so schwer fällt? Ist das normal? Sicher hat es auch grundsätzlich damit zu tun, dass ich im Moment meine Kids extrem loslassen muss, dass seit kurzem eh ein großer Umbruch stattfindet und sie mich im Grunde nicht mehr brauchen. Meine Tochter lebt zwar bei mir, aber es ist eher eine gute WG.
Wenn ich mehr mitbekommen würde, wäre es leichter, aber sie sind (bis auf meinen Sohn) alle erwachsen und ich will auf keinen Fall irgendwas fordern dass sich jemand meldet oder so was. Bin es so gewohnt täglich Kontakt zu haben, und jetzt ist da eine Leere, die mich so angespannt mache, ich kann mich nicht richtig freuen, auch nicht über das was ich jeden Tag so erlebe (was eigentlich schön ist). Ich schleppe mich grade ziemlich rum und mein Körper produziert alle möglichen blöden Symptome. Kennt das vielleicht jemand in dieser Art? Das wäre schön, dann müsste ich mich nicht so allein und dumm fühlen ...
Liebe Mari, Ich kann dich sehr gut verstehen. Ich bin seit 3 Jahren getrennt und vor einem guten Jahr mit meinen drei Kindern ( 20,19 und 13) ausgezogen. Meinen Mann habe ich seitdem nicht wieder gesehen und auch die beiden älteren Söhne haben nur noch wenig Kontakt zu Papa, der zweite hat das Elternhaus nie wieder betreten. Es liegt daran, das direkt nach unserem Auszug die 20 Jahre jüngere Freundin meines Mannes eingezogen ist und die beiden das Elternhaus sofort komplett umgebaut haben. Im Moment ist meine 13-jährige Tochter schon das zweite Mal im Urlaub mit meinem Mann und seiner Freundin. Ich höre fast nichts von ihr und sie versteht sich auch gut mit der jüngeren Frau. Im Januar waren sie schon einmal zusammen im Skiurlaub und mein Mann hatte ein Bild im Status geschickt, wo alle drei fröhlich in die Kamera gucken. Es hat mich sehr getroffen , ich kam mir vor, als spielten die drei eine junge glückliche Familie. Und ich? Das Kind auf dem Bild ist doch meine (!) Tochter!! Manchmal habe ich Angst, das sie bei Papa und seiner Freundin wohnen möchte. Da ist alles leichter, die junge Frau spielt und kocht mit ihr. Bei mir ist auch Alltag, Schule zum Beispiel. Irgendwie ist das wie ein falscher Film und ich fühle mich auch deprimiert in dieser Woche, irgendwie antriebslos und niedergeschlagen. Ich weiß nicht, wie sie wiederkommt und diese Urlaube stehen auch zwischen mir und meiner Tochter: sie will auch mir nichts erzählen, sie spricht nicht über diese Frau mit mir. Sie findet sie nett und das will sie mir natürlich nicht sagen…! Schön ist das alles nicht und irgendwie passen die Dinge nicht mehr. Die alte Familie, jetzt die neue Kombination. Und du und ich ? Natürlich sind wir vernünftig und wünschen einen schönen Urlaub. Klar, was sonst? LG Johanna
Liebe Johanna, ich kann sehr mitfühlen bei deinen Zeilen. Du hast es auf den Punkt gebracht. Auch bei mir kommen diese Gedanken, dass da Familie "gespielt" wird. Und dann weiß ich aber auch, dass es sich bestimmt wirklich so anfühlen wird und diesen Teil missgönne ich auch keinem, das ist ja wunderschön. Nur selbst fühlt man sich beiseite geschoben, ausgeschlossen. In unserem Fall kommt noch dazu, dass die neue Frau ihre beiden Kinder bei einem Autounfall verloren hat, da waren sie etwa im Alter meiner Kinder jetzt. Das ist zwar schon sehr lange her, aber wie furchtbar muss das gewesen sein. Diese Tatsache führt bei mir einerseits zu ungeheurem Mitgefühl, andererseits scheint es sich geradezu zu verbieten, ihr Familie nicht zu gönnen. Bestimmt ist es sehr schön für sie, dass sie noch einmal ein Zusammensein mit Mann und Kindern erleben darf, auch wenn es nicht ihre eigenen sind. Da bin ich ganz schön herausgefordert. Irgendwie gebietet es der Anstand, vor diesem Leid Respekt zu haben, andererseits kenne ich sie gar nicht, sie spazierte einfach in unser Leben hinein mit diesem Paket auf den Schultern, und es hat sie nie interessiert, wie es MIR eigentlich ging, was ich auch zu tragen hatte und habe durch die Trennung. Sie war sehr schockiert zu Beginn als sie merkte, dass ich mich noch gut mit meinem Ex verstehe und wir auch noch ein eigenes Rest-Familienleben mit den Kindern haben. Da hat sie erst versucht mich wegzudrängen, das war sehr unschön, zum Glück hat sie irgendwann mehr Vertrauen fassen können. Schade und auch nicht angenehm, dass deine Tochter nicht mit dir über die neue Frau sprechen will. Ich denke dass das schon auch mit ihrem Alter zu tun haben kann. Mein Sohn ist 16 und redet auch nie mit mir über die neue Frau seines Vaters und weicht diesem Thema überhaupt aus. Mit meiner 20-jährigen Tochter sprechen wir zum Glück ganz offen darüber. Eine 20 Jahre jüngere Freundin ... meine Güte. Das ist schon krass. Die Neue von meinem Ex ist einige Jahre älter als er, das ist auf eine andere Art auch seltsam. Ich glaube wir können sehr glücklich sein, dass wir unsere Kinder haben und sie uns lieben und wir sie, und wir so guten Kontakt zu ihnen haben können.
Du hast mir sehr geholfen mit deinen Zeilen, hab vielen Dank dafür. Alles Liebe für dich und euch, Mari