Hallo zusammen

meine Frau (39) und ich (38) befinden uns in der Trennung. Wir haben 2 Kinder, 4 und 7 Jahre.
Ich werde ausziehen, in eine kleine Wohnung in der Nachbarschaft und wir werden ein Nestmodell machen, dh wenn ich mit den Kinder bin, besteht Möglichkeit, in der Wohnung der Mutter/Kinder zu sein. Allenfalls werden wir auch für einige Tage die Wohnungen tauschen. Mit meiner NochEhefrau kann ich mich grundsätzlich gut unterhalten. Wir möchten auch weiter als Familie Zeit verbringen (gemeinsame Essen, Urlaube, wichtige Feste gemeinsam).
Für mich ists im Moment sehr schmerzhaft, ich fühle mich total leer, traurig, ängstlich, zerbreche oft. Ich bin am Punkt, wo ich bereit wäre in die Beziehung zu investieren, weil ich noch Potential sehe; für sie ist Schluss, sie kann nicht mehr.

Naja, ich fühle mich sehr unruhig aufgrund des bevorstehenden Wechsels. Ich habe im privaten kaum einen Freundes-/Kollegenkreis, habe die Tendenz, depressiv zu werden. Ich sorge mich, dass ich falle und mich krankschreiben lassen muss, was ich aber unbedingt verhindern möchte. Vor allem wegen der Kinder.
Beruflich fühl ich mich nicht wirklich glücklich, aber die Situation ist ok.

Alles fühlt sich sehr absurd an, einerseits stimmt für mich der Schritt, weil ich nicht mehr starke Gefühle für sie empfinde, ich vieles nicht an ihr mag; aber andererseits ist auch viel Geborgenheit da, zB während Weihnachtszeit hatten wirs ganz gut als Familie. Zudem hab ich den Eindruck, sehr vieles investiert (finanziell aber auch sonst) zu haben, jetzt verlassen zu werden ist schon sehr hart.

Gibt es vielleicht einen Mann hier, der sich grad in einer ähnlichen Lage befindet?

Moin Lilo,

mir geht es sehr ähnlich. Meine Frau hat am 7. Januar nach 10 Jahren Beziehung und zwei Kindern (2,5 und 7) den Schlussstrich gezogen und mich vor vollendete Tatsachen gesellt. Ich schwanke zwischen Akzeptanz und Hoffnung, da ich noch recht starke Gefühle für sie habe. Am 01.03. zieht sie aus und für die Kinder geht es dann ins Wechselmodell.
Bei uns war es eine depressive Phase von mir in der ich sie emotional alleine gelassen. Ich habe das selbst nicht so sehr gemerkt, es hat sich irgendwie eingeschlichen.
Ich fürchte mich vor dem Auszug und davor das Gewohnte zu verlassen und mit meinen Gefühlen alleine gelassen zu werden. Aber auch für meine Frau gibt es keinen Weg zurück.
Ich versuche mich damit über Wasser zu halten, indem ich die "Vorteile" der neuen Situation betrachte und Pläne zu machen was ich mit meiner freien, kinderlosen Zeiten anfange.
Vielleicht ist das ja auch ein Ansatz für Dich. Aktivität und Perspektive helfen mit den dunklen Gedanken besser klar zu kommen.

Tzwenni

danke dir für die Nachricht. Es tut mir gut zu wissen, dass ich nicht alleine in der Situation bin.

Mir hilft es, wenn ich mich beschäftige (körperlich oder mental), auch die Arbeit gibt mir einen gewissen Halt. Am Morgen bin ich manchmal sehr schlechter Stimmung, wo ich die Nerven total verliere, aber ich kann es etwas relativieren, weil dies bei mir sehr typisch ist und es sich während des Tages dann abschwächt.
Meine NochEhefrau erwähnt ebenso, dass für sie meine teilweise emotionale Abwesenheit in unserer Beziehung einer der Hauptgründe ist, wieso sie nicht weiter kann. Ich kann dies verstehen, trotzdem sehe ich aber auch, dass ich sehr viel in sie und die Familie investiert habe.
Es ist für mich sehr hart und schmerzhaft, die Vorstellung, nicht mehr die gleiche Vertrautheit und Geborgenheit in der Familie antreffen zu können. Auch schmerzt es mich stark, verlassen zu werden, resp. die Beziehung nicht mehr retten zu können, obwohl auch ich nicht ganz davon überzeugt bin, ob sich ein Kämpfen tatsächlich lohnen würde. Das Auf und Ab der Gefühle macht mich fertig. Es kommt mir manchmal so vor, wenn ich mich gut fühle, dass nicht ich in der Situation bin.

Auch hier erwischt Du mich wieder. Ich empfinde es manchmal als sehr ungerecht, dass ich viel investiert, vieles ausgehalten und an die Beziehung geglaubt habe und sie mich dann einfach verlässt. Ich weiß, dass man das nicht aufrechnen kann und sollte aber trotzdem denke ich, dass ich das so nicht verdient habe.
Auch ich habe Angst davor und leide darunter, dass die Vertrautheit und Geborgenheit weg ist. Der Gedanke, dass ein anderer von ihr das alles bekommen wird macht mich ziemlich fertig.
Ich versuche für mich Perspektiven aufzubauen. Ich reaktiviere alte Freundschaften und kümmere mich mehr um die bestehenden. Ich nehme Kontakt zu anderen Frauen auf (auch wenn es sich sehr fremd und falsch anfühlt) und merke dadurch, dass ich nicht alleine bleiben muss. Ich habe einen ersten schönen Urlaub für dieses Jahr geplant und ich will wieder mit dem Sport anfangen.

Ja, das aufrechnen kann man nicht, ich denke, sind unterschiedliche Ebenen. Was ich schwierig finde, dass ich nicht in die Opferrolle und Selbstmitleid falle, trotz Wut, Gefühlen von Ungerechtigkeiten, Schmerz und Angst. Ich weiss, vieles hab ich nicht gut gemacht, aber vieles auch gut. Dasselbe gilt für Sie. Es scheint halt nicht zu funktionieren.
Die Vorstellung, dass ein anderer all das bekommt, ist für mich nicht so schlimm, denn ich hab den Eindruck, dass ich sehr vieles in den letzten Jahren von ihr ertragen habe (sie würd wohl dasselbe sagen von mir) . Dies zeigt vielleicht, dass meine Gefühle ihr gegenüber nicht stark genug sind und die Trennung allenfalls die richtige Richtung ist.
Sich selbst Perspektiven zu schaffen find ich eine gute Idee, ich bin aber irgendwie noch nicht an dem Punkt, wo ich die Situation akzeptiere. Aber sich vielleicht auch auf die Vorteile der neuen Situation zu konzentrieren (neue Freiräume, Unabhängigkeit, Schaffung von klaren Verhältnissen, etc) ist sicher positiver als nur die Nachteile zu sehen.

Guten morgen Lilo,

erst einmal tut es mir sehr leid - 14 Jahre sind eine lange Zeit! Aber ich glaube nicht, dass die Trennung so plötzlich kam. Frauen geben meist schon Warnschüsse oder Hinweise. Mein Exmann hat sie 8 Jahre lang nicht gesehen und als ich mich nach 21 Jahren Beziehung getrennt habe war es für ihn total überraschend. Hinterher sagte er mal zu mir, dass ich oft genug "um Hilfe gerufen" habe - aber er hat es einfach nicht wahrgenommen...

Tja, nun hast du es bestimmt erraten: Ich bin eine, die gegangen ist!

Danach war es auch für mich schwer - denn auch das Verlassen geht nicht einfach so. Auch wenn es vielleicht so wirken mag. Auch ich hatte den Wunsch, für die Kinder weiter auf Familie zu machen. Zum Glück nur im Wechselmodell. Ich musste schnell feststellen, dass es bei uns eifach nicht möglich war. Es brauchte den totalen Cut, Distanz. Das Nestmodell wäre für uns absolut nicht möglich gewesen. Zu viele Gefühle, Vorwürfe, Fragen auf beiden Seiten...

Ich drücke euch die Daumen, dass ihr es hinbekommt. Aber Urlaube und Familienfeiern gemeinsam? Puh....

Trotz allem viel Kraft und viel Ablenkung. Manchmal hat ein wenig Abstand auch den großen Nutzen, dass man auch den Partner wieder verstehen lernt. Vielleicht hilft es euch und vielleicht ist ein Mediator von Vorteil.

Viele Grüße
JoAn

Guten Morgen Joan

herzlichen Dank dir für die Worte und Anteilnahme.
In der Tat kommt die Trennung nicht so plötzlich, ich habe viele Fehler gemacht. Aber habe auch vieles ganz gut gemacht. Ich denke, das Thema Schuldzuweisung ist sehr delikat und es bringt wohl nichts, sich darauf zu konzentrieren, weil es nicht konstruktiv ist. Ich denke, es geht darum, einander zu verzeihen und im Interesse der Kinder auf Ebene Eltern weiterhin eine gute Beziehung zu pflegen.
Ob wir es mit dem Nestmodell, gemeinsamen Feiern und Urlauben hinbekommen, wird sich zeigen, ich denke, die Chancen, dass es klappt, sind nicht so schlecht. In der Regel können wir gut miteinander sprechen und mögen uns als Eltern. Wir versuchen, insbesonders vor den Kindern, normal miteinander zu sprechen, weil wir uns als Mensch/Vater und Mutter nachwievor respektieren.
Ich kann mir vorstellen, dass das Verlassen schwierig ist, insbesondere betreffend Thema Schuld. Dass ein totaler Cut notwendig war ist bestimmt nicht einfach, insbesonders in Anbetracht der Kinder.
Ja, die räumliche Distanz ist, insbesonders für meine Frau, sehr wichtig. Ich hoffe, ihr wird dies gut tun, so dass sie sich von Wunden heilen kann. Ich selbst bin in sehr gemischten Gefühlen betreffend neuer Wohnsituation, weil ich nie alleine gewohnt habe. In der Regel aber bin ich gerne für mich alleine, schätze es aber, Menschen in der Umgebung zu haben. Es wird bestimmt herausfordernd, aber auch der Gedanke, dass das Nest da ist, hilft mir; so ist die Wohnsituation nicht komplett neu.