ich bin froh, dass es solche Plattformen gibt. Ich möchte euch einmal meine Geschichte zum Thema beschreiben. Ich bin seit 6,5 Jahren verheiratet, seit 8 Jahren "zusammen". Das zusammen in " weil es seit knapp 5 Jahren etwa kein Zusammen mehr gibt in dem Sinne. Wir leben zwar zusammen und haben einen sechsjährigen Sohn. Geheiratet haben wir schnell schnell kurz nachdem ich erfuhr, dass ich schwanger war. Er fühlte sich quasi wegen des Umfeldes gezwungen zu heiraten weil wir ein Kind erwarteten (welches zu diesem Zeitpunkt nicht geplant war; ich wollte, er jedoch noch nicht). Aber bereits da gab es nichts, was man eigentlich hätte erwarten können. Es war eine reine Pflichterfüllung. Keine Blumen, keine Ringe, nicht einmal nette Worte. Ich muss sagen, ich habe damals für ihn meinen Verlobten verlassen, mit dem ich 8,5 Jahre zusammen war. Dort habe ich erfahren dürfen wie eine recht glückliche Beziehung aussehen kann. Aber damals war ich noch so jung und naiv zu glauben, das wäre immer so wenn ich mich entsprechend verhalte. Ich bin ein absoluter Bindungsmensch ich hab auch in dieser "Beziehung" jetzt sehr viel investiert, aber bereits nach wenigen Monaten ist das Ganze gekippt. Ich hatte allerdings solche Angst vor dem Alleinsein, dass ich geblieben bin und bis heute alles toleriere in gewisser Weise. Obwohl ich die Missstände immer wieder angesprochen habe, ich bin ja trotzdem noch da. Ich habe das Gefühl ich habe gar keine Wahl eben aus existenziellen Gründen. Familie habe ich leider keine mehr, eine gute Freundin mit der ich ab und zu spreche oder mich treffe, aber helfen kann sie mir auch nicht. Sonst wenige Bekannte durch Freunde unseres Sohnes. Bereits letztes Jahr habe ich mich anwaltlich beraten lassen, kürzlich noch einmal bei einem Verein für Frauen. Auch in psychotherapeutischer Behandlung war ich zwischenzeitlich. Alle die davon wissen raten mir dringend ab mich zu trennen. Aber er will nicht ausziehen und ich kann es mir nicht leisten auszuziehen. Ich arbeite Teilzeit und mit meinen 800€ komme ich nicht weit. Auch mit Unterhalt und Kindergeld drauf würde es nicht reichen in unserer Gegend. In günstigere Gegenden ziehen würde bedeuten ich müsste eine neue Arbeit suchen. Wieder Ungewissheit. Jetzt habe ich einen unbefristeten Vertrag seit knapp 10 Jahren. Das gibt man nicht so einfach auf, gerade in diesen Zeiten. Um nochmal zu beschreiben was die eigentlichen Gründe sind (in Ultrakurzform) Er ist überhaupt nicht beziehungsfähig und -willig Meine Therapeutin äußerte auf meine Beschreibungen den Verdacht auf eine Störung der Impulskontrolle Wenn etwas nicht ist, wie er es erwartet oder will rastet er vollkommen aus. Da fliegen dann die verbalen Beleidigungen grenzenlos. Ich wurde seit Jahren alle denkbaren Dinge genannt die unter die Gürtellinie gehen (Stück Sch..., H*re, N*utte, Schl*mpe, dreckiges M*ststück, hinterhältig, verlogen, etc pp). Teilweise auch vor dem Kind. Auch in der Öffentlichkeit "bist du behindert?" "oder " verpiss dich". Oder solche Sachen wie morgens wenn ich aufgestanden bin an einem Tag an dem er zur Arbeit musste, er sieht mich im Gang und sagt "Geh wieder ins Bett, ich hab keine Lust vor der Arbeit deine Hackfresse zu sehen"). Für ihn ist diese wie ich es immer nenne "Gossensprache" leider normaler Umgangston. Und ich kann es nicht mehr ertragen. Es ist besonders schlimm geworden etwa 1,5 Jahre nachdem das Kind kam. Er war ab da überhaupt nicht mehr verfügbar sozusagen obwohl ich dringend Unterstützung gebraucht hätte. Es war ihm alles zu viel. Er wollte das nicht und hat es voll an mir ausgelassen. Ich bin zu der Zeit dann völlig abgerutscht psychisch. Weil ich realisiert habe, das Familienleben, dass ich mir gewünscht hatte und worauf ich hingearbeitet habe, funktioniert mit dieser Person nicht. Dann hab ich aus Einsamkeit und Schmerz lange Zeit zu viel gegessen und innerhalb eines Jahres etwa 15 kg zugenommen. Immer wenn es böse eskaliert ist daheim hab ich mich ins Auto gesetzt und bin irgendwo hin was essen und trinken. Diese überflüssigen Kilos habe ich leider immer noch. Auch damit werde ich aufgezogen. Wenn ich sage, dass es mir schlecht geht mit der Situation und wir was ändern müssen kommt sarkastisch "geh und fress Schokolade oder geh Pizza essen". Oder " du brauchst doch nur wieder einen Grund zum Fressen" Mit das Schlimmste war, dass er mir mehrmals Schläge angedroht hat, ich würde das ja mal verdienen, dass man mir "die Fr*sse einschlägt". Wenn ich das so schreibe wird mir noch mehr bewusst wie abartig das ist. Es gibt noch unzählige Beispiele mehr aber ucz denke es ist klar, dass da einfach kein Krümel Respekt vorhanden ist. Mittlerweile beidseitig. Und ohne da geht gar nichts. Seit knapp 5 Jahren diese Art, ab und zu gibt es eine Entschuldigung, dann geht es beim nächsten Mal so weiter. Ich lehne auch seit dieser Zeit jeglichen Körperkontakt ab.
Ich denke oft, ich würde gern einfach jemand neues finden, der mir etwas Kraft gibt, mich aus dieser Situation zu lösen. Ich habe eine solche Sehnsucht nach einer glücklichen Beziehung. Glaubt ihr, es gäbe eine Chance dazu? Mit Kind, knapp 34 Jahren, ein paar Kilos zu viel und weiteren Kinderwunsch?
Du weißt selbst, dass Deine Situation schwierig ist und es besser wäre, so schnell wie möglich auf Abstand zu gehen. Ich denke, dass Deine Beweggründe, u. a. Dein Bindungsverhalten, bereits Thema in der Therapie sein werden.
Alle Menschen sind mehr oder weniger "Bindungsmenschen". Dazu gibt es verschiedene Ansätze und Theorien. Ebenfalls zu gestörten Bindungen und Beziehungen und wieso Menschen in solche/n Beziehungen kommen / bleiben.
Meiner Ansicht nach wäre es sinnvoll, dass Du Dich Deinen großen Ängsten vor dem Alleinsein nach und nach stellst. Und zunächst schrittweise lernst, weitgehend alleine klarzukommen, bevor Du Dich auf die Suche nach der nächsten Beziehung machst. Auch, wenn es alleine mit Kind nicht einfach ist. Doch das ist es in Deiner jetzigen Beziehung ja auch nicht. Und mit einem weiteren Kind wird es nicht einfacher, sich auf eigene Beine zu stellen. Du hättest, biologisch gesehen, noch Zeit dazu, erst zu versuchen, Dein Leben zu "ordnen" und dann Deine Familie zu vergrößern. Leider handeln wir Menschen nicht immer vernünftig.
Danke Unglaublich_Traurig, für deinen Beitrag. Es sagt sich so leicht, sein Leben alleine ordnen und alleine klarkommen. Meine Überzeugung ist, dass die wenigsten Menschen dafür gemacht sind alleine zu leben. Und wenn man keinen Partner hat, dann eben mit Familie. Oder in der Nähe der Familie. Genau das ist für mich der Knackpunkt, hätte ich wenigstens eine Person aus der Familie würde ich mich den Schritt auch trauen. Aber komplett alleine alle Herausforderungen meistern mit allem drum und dran und niemanden der auch nur mal zu Besuch kommt oder wo man hingehen kann. Dazu die finanzielle Misere nach einer Trennung. Das ist die absolute Horrorvorstellung für mich. Es geht nicht nur um das Alleinsein was Beziehung angeht, das ist ja schon seit Jahren so. Ich finde der Mensch braucht eine Gemeinschaft für sein seelisches Wohl und alleine vor sich hin kämpfen Tag für Tag macht krank. Mit Depressionen habe ich leider schon meine Geschichte.
Ich habe einfach am meisten Angst vor sozialem Abstieg und da nicht mehr raus zu kommen. Ich bin keine Feministin, die meint ihr Leben allein managen zu können. Ich bin eine konservative Mutter und ein Familienmensch, daher auch der Ansicht, dass ein Mann notwendig ist, der der Frau den Rücken freihält was die Existenz angeht, damit sie ihre Aufgaben wahrnehmen kann. Ich werde nicht Vollzeit arbeiten gehen nur um uns über die Runden zu bringen und dafür mein Kind den ganzen Tag abschieben. Daher sehe ich aber das große Risiko der Armut.
Gehen wir davon aus ich würde Unterhalt bekommen, das geht doch nur, so lange der Vater auch Arbeit hat oder? Würde er seine Arbeit verlieren, zahlt dann das Jugendamt? Den gleichen Betrag oder einen geringeren? Weiß das jemand von euch?