Hallo liebe Forenmitglieder, hier nun mein erster Beitrag. 18 Jahre war ich mit meiner Frau zusammen. Sie hatte schon immer ein Problem mit meiner Selbständigkeit, welche in ihren Augen nie genug abwarf. Dazu 3 bezaubernde Kinder. Sie im Schichtdienst, ich in der Selbständigkeit. Lebensmodell: wenn Sie in der Woche / am WE arbeitet kümmere ich mich um die Kinder. Irgendwann kann ich nicht mehr, klinke mich mehr und mehr aus. Dann die Aufforderung mir mal einen normalen Job zu suchen. 1,5 Jahre später aus und vorbei. "Suche dir bitte eine eigene Wohnung". In der bin ich nun 7 Monate und so verdammt einsam, das ich den ganzen Tag heulen könnte.
Ersteinmal möchte ich vorweg sagen, dass eine Seite der Geschichte immer ganz anders aussehen kann als die andere. Selbständig ist schön und gut - aber da gibt es gravierende Unterschiede. Ich kenne den selbständigen "YouTubeStar", der nur Miese macht und von seiner Frau durchgefüttert wird, den "selbständigen Gärtner", der 2 mal die Woche Hecken schneidet und Rasen mäht während seine Frau 40 Stunden in einer Arztpraxis schuftet und am Wochenende bei seinem Job hilft und ich kenne den "selbständigen Maler", der pro Woche 50 Stunden ackert, damit seine Frau nicht alleine für das Geld verantwortlich ist als Kindergärtnerin...
Die ersten beiden Modelle - tja, da hätte ich genause (mit einem gewaltigen Tritt) reagiert. Beim letzten liegt es nicht an dir. Aber manchmal ist Selbständigkeit nicht die Lösung, so einfach es auch klingen mag (und das sage ich, weil ich es oft genug beruflich mitbekomme...)!
Aber zu deiner Frage:
Ich habe 2018 meinen Exmann nach 21 Jahren verlassen und fühlte mich ein Jahr später ganz fürchterlich einsam und alleine. Ich konnte nicht mehr in der Beziehung - aber ohne war es auch nicht besser. Irgendwann bin ich - und ich würde mich selber als extrem starke und selbstbewusste Frau bezeichnen - einfach nur noch heulend zusammengebrochen. Und dann habe ich mir Hilfe geholt. Meine Ärztin hat mir therapeutische Hilfe empfohlen - und das habe ich auch eingesehen. Dank der Therapeutin habe ich die Einsamkeit genutzt, um zu mir zu finden, um mich als Mensch wieder lebendig zu fühlen. Bewusster leben und einiges zu ändern...
Heute bin ich über jeden einzelnen Schritt, den ich gemacht habe unglaublich froh. Jede Entscheidung würde ich genauso wieder treffen. Und ich finde es auch nicht mehr schlimm, zuzugeben, wenn man Hilfe braucht. Und inzwischen genieße ich die Zeit mit mir alleine und habe durch die Ordnung in mir mein fehlendes Puzzleteil gefunden.
Also nutze die Einsamkeit für dich, finde dich und deinen Weg und suche dir gegebenenfalls Hilfe dabei...
vielen Dank für deine offenen Worte. In der Darstellung war ich eher der letztere Fall. Ich denke, therapeutische Begleitung würde mir da sicherlich gut tun. Familiär ist auf meiner Seite leider nicht mehr viel übrig. Meine Mutter starb vor drei, mein Stiefvater vor zwei Jahren. Den gemeinsamen Freundeskreis möchte ich da nicht einbeziehen. Es tut allein schon gut, hier zu lesen und die vielen aufmunternden, mutmachenden Beiträge zu lesen.
Mir hat das Forum damals auch sehr geholfen und ich habe tolle Menschen kennengelernt, zu denen ich noch immer regelmäßig privaten Kontakt habe. Jeder hat seine eigene Geschichte und doch wiederholt sich alles irgendwie immer wieder. Das wirst du auch feststellen und dann bist du schon wieder ein paar Schritte weiter als der oder die Neue.
Wie gesagt, zugeben, dass man Hilfe braucht ist keine Schwäche - Ganz im Gegenteil!!!
auf Leute zugehen, in der realen Welt. Wie sie mir über den Weg laufen, wenn es sich angenehm ergibt ein Gespräch starten oder ich lasse mich ansprechen. Offenheit für Situationen und Themen wie sie kommen, wie ich sie finde und suche.
Nicht zu vergessen der Kontakt mit der Familie, der Zusammenhalt mit den Kindern und sonstigen Anverwandten.
Lieber fresena, diese Einsamkeit ist auch schlimm. Gerade, weil man das nach einer so langen Beziehung so ungemein stark empfindet. Eine ganz einfache Antwort gibt es leider nicht. Manchen hilft es, bewusst neue Kontakte zu knüpfen, Dinge zu unternehmen, Sport zu machen, allein oder auch, falls das im Moment möglich ist, mit anderen. Aber manche erleben es auch, dass danach die Einsamkeit allein in der Wohnung wieder intensiv erlebt wird. So ganz schnell, fresena, auch wenn das ein schlechter Trost ist, wird sich dieses Gefühl nicht ändern. Weil es eine ganz schöne Zeit und Anstrengung kostet, sich selbst daran zu gewöhnen, dass man allein und nicht einsam sein kann. Dazu kommt ja der Trennungsschmerz und die Veränderung des gesamten Lebens. Ganz konkret habe ich keinen Rat für dich, fresena. Ich kann dir nur sagen. Hab Geduld mit dir, und dann sei manchmal auch ungeduldig. Versuche, auch wenn dir gar nicht danach ist, immer wieder Dinge auszuprobieren. Keine großen, erstmal eher kleine. Und auch wieder auszuprobieren, wenn es sich nicht so gut angefühlt habe. Für eine Weile kann das Schreiben hier auch helfen, vielleicht wäre der Chat etwas für dich. Das kann einen einsamen Abend ein wenig verkürzen. Ganz viel Kraft für dich, fresena, und liebe Grüße, Medea