Hallo,
ich bin sehr froh,dieses Forum gefunden zu haben. Mit Gleichgesinnten zu sprechen, ist bestimmt wertvoll.
Mein Mann und ich haben uns Anfang 2020 einvernehmlich und freundschaftlich getrennt, wir waren zu dem Zeitpunkt 24 Jahre verheiratet und haben zwei erwachsene Kinder. Unsere Ehe war schon lange tot und wir hatten unterschiedliche Vorstellung vom weiteren Leben. Damals erschien es nur logisch und vernünftig, uns zu trennen.
Wir haben dann noch fast ein Jahr zusammengelebt und obwohl ich durchaus traurig war, konnte ich meiner neuen Freiheit viel abgewinnen. Der Umzug in meine eigene kleine Wohnung war ein Fest für mich und die Beziehung zu meinem Mann war wirklich total freundschaftlich. Wir haben täglich telefoniert und uns auch oft getroffen, alleine und zusammen mit den Kindern. So hätte es eigentlich ewig weitergehen können.
Aber dann, vor etwa sieben Wochen, hat sich alles geändert: mein Mann hat eine Neue und es hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen.
Seitdem verstehe ich mich selbst nicht mehr, ich bin komplett fertig, eifersüchtig, verletzt und am Boden zerstört.
Mein Verstand sagt: wo ist das Problem? Ihr habt euch getrennt, er hat jedes Recht auf eine neue Frau.
Aber mein Herz ist gebrochen und ich weiß nicht, warum.
Auch ich wollte diese Trennung, ich wollte diesen Mann nicht mehr. Warum kann ich ihm dieses Glück nicht einfach gönnen?
Ich glaube, am meisten schmerzt mich, dass diese neue Frau genauso alt ist wie ich (wir haben einen Altersunterschied von 13 Jahren und mein Mann hat immer behauptet, dass unsere Probleme hauptsächlich daher rühren) es tut so weh, einfach ausgetauscht zu werden.
Ist es "normal", dass ich mich so fühle? Wie komme ich aus diesem Loch??
Wir haben jetzt eine Kontaktsperre auf meinen Wunsch. Mein Mann würde wohl am liebsten so weitermachen. Mich als beste Freundin und die neue Flamme, von der er mir erzählen kann. Aber das halte ich nicht aus.
Könnt ihr mir irgendetwas raten?

Guten Morgen Christiane und willkommen.

Der Austausch im Forum ist bestimmt hilfreich, kann tröstend sein, neue Denkansätze und auch Trost bringen.
Ihr konntet nach der Trennung noch Freunde bleiben, weil kein andere/r Partner/in vorhanden war.
Nur dann funktioniert das.
Jetzt doch, jetzt hat er eine Neue und deine Gefühle geraten in Wallung.
Warum es trotz Trennung so weh tut? Ihr habt 24 Jahre zusammengelebt und am Anfang war da sicherlich Liebe.
Dass du jetzt doch verletzt bist, ist ganz normal, die Gefühle stellen sich nicht komplett ab, nur weil man sich getrennt hat.
Auch ist es immer wieder verletzend, wenn sich der Andere plötzlich auf eine neue Person einstellen kann.
Und siehe da: Plötzlich sind auch Dinge, die früher gestört haben,(euer Altersunterschied) nicht mehr wichtig, oder der Ex macht nun Dinge mit der Neuen, die ihn früher nie interessiert haben, worum man früher vergeblich gebeten hat.
Herz und Verstand sprechen unterschiedliche Sprachen.
Natürlich sollte es dir egal sein, ihr seid getrennt und wohnt nicht mehr zusammen.
Das Herz trennt sich nicht so schnell, es braucht länger.

Ich wünsche dir, dass du nicht mehr lange leiden musst, dass du dich wieder dir zuwenden kannst und wieder lernst, deine Freiheit zu genießen, wie schon zuvor.

LG angel

Danke angel für deine Worte. Du hast natürlich recht,es ist wohl normal, dass ich verletzt bin. Ich hatte nur nicht mit diesem Ausmaß meiner Gefühle gerechnet. Ich würde so gerne mit meinem Mann befreundet bleiben, allein schon wegen der Kinder und dem bevorstehenden Weihnachtsfest, aber ich kann ja auch schlecht so tun, als ob ich da drüber stehe.
Wenn ich andere Beiträge hier lese, schäme ich mich ein bisschen, weil ihr alle noch viel schlimmere Trennungen durchmachen musstet und ich habe das Gefühl, dass ich einfach überreagiere.
Auch diese ständigen Wechsel der Gefühle (Trauer, Wut, Verzweiflung,Einsamkeit,Hoffnung...) machen mich fertig.
Und dann ist da immer noch das Gefühl der Verantwortung für meinen Mann (schlimm genug dass ich ihn immer noch als meinen Mann bezeichne, aber ich weiß nicht wie ich ihn sonst nennen soll) ich weiß genau, dass er unter der Situation leidet und mich als seine bisher engste Bezugsperson vermisst. Er möchte wie gesagt alles aus beiden Welten und es macht mich abwechselnd wütend und traurig, weil auch ich ihn sehr vermisse.
Wie lange soll ich diese Kontaktsperre beibehalten? Und wie kann ich auf ihn zugehen? Wie können wir wieder miteinander reden ohne dass er mir von der Neuen erzählt, denn das halte ich nicht aus...klar können wir das vereinbaren, aber dann wird es natürlich verkrampft.
Und soll ich ihm frohe Weihnachten wünschen? Ich bin so unsicher...

Hallo Steve,

das erinnert mich an die Reaktion meines Bruders, der auch sagte: wo ist dein Problem, ihr habt euch doch getrennt. Das ist wohl eine eher männliche Sichtweise, die ich aber durchaus zu schätzen weiß.
Ja warum will ich mit ihm reden? Ich möchte ihn nicht vollständig aus meinem Leben verbannen, weil er der Vater meiner Kinder ist und wir uns mal sehr geliebt haben und ich ihn immer noch sehr mag. Wir werden uns früher oder später begegnen, spätestens wenn eines unserer Kinder heiratet oder so. Dass unsere Ehe vorbei ist, ist mir vollkommen klar und ich möchte ihn als Ehemann auf keinen Fall zurück.
Bin ich denn einfach nur ein Ar... weil er auch mit keiner anderen glücklich sein soll?
Ich kann mir für mich keine neue Partnerschaft vorstellen, jedenfalls jetzt noch nicht. Und es hat mich umgehauen, dass er dazu bereit war,
Ich denke du hast recht , die Trennung fängt jetzt erst an und ich muss damit zurechtkommen. Loslassen ist verdammt schwer, besonders wenn man mehr als die Hälfte seines Lebens mit diesem Menschen zusammen war.
LG Christiane

Liebe Christiane,

ich finde es normal, dass Dich diese Nachricht aus dem Gleichgewicht gebracht hat.
Die Paartrennung hat so viele Ebenen... die Liebes-, Sex-, Freundschafts-, Rechtsebene...
Die Verbindungen zwischen den Ebenen zeigen sich meist am deutlichsten, wenn ein/e neue/r PartnerIn ins Spiel kommt.
Die neu entstandene Beziehungsbalance gerät wieder ins Wanken. Jemand Neues braucht ja einen gewissen "Platz".
Vielleicht hilft es, wenn Du Dir noch mehr Zeit gibst, die neue Situation anzunehmen und zu verarbeiten.
Ruhe beim Gefühle- und Gedankensortieren in der Kontaktsperre kann sehr hilfreich sein.

Viele Grüße,
Unglaublich_Traurig

Steve, es tut gut, mal die pragmatische Seite zu betrachten.
Meine Wutphase ist wohl schon vorbei, sie war richtig heftig mit Hochzeitsfotos zerreissen und geschenktes, ziemlich teures Bild zerstören. Das war wichtig und heilsam, aber jetzt stecke ich fest. Vielleicht ist es aber auch einfach noch zu früh. Und Neid? Zugegeben ist bestimmt auch Neid im Spiel oder halt Eifersucht, "mit dem langweilig gewordenen Spielzeug soll aber auch kein anderes Kind spielen".
Andererseits fehlt er mir so sehr als guter Freund und Gesprächspartner, das möchte ich nicht aufgeben.
Kann man vielleicht irgendwann diese Freundschaft wiederbekommen, wenn sich meine Gefühle beruhigt haben?
Mein Mann hat eine sehr langjährige Freundin, mit der er als junger Erwachsener zusammen war und später wurde sie seine beste Freundin. Inzwischen ist sie auch meine Freundin geworden. So etwas funktioniert tatsächlich und das wünsche ich mir auch mit ihm.
Aber ich habe Angst, dass es nicht funktioniert und meine Gefühle immer wieder Achterbahn fahren....

Danke unglaublich_ traurig, du hast recht, die Neue braucht Platz und ich kann es (noch) nicht ertragen, wenn mein Mann mir erzählen würde, was er alles mit ihr unternimmt, vielleicht Dinge, die er mit mir nicht machen wollte. Ich kann auch den Gedanken nicht ertragen, dass meine Kinder diese Frau irgendwann kennenlernen werden und sie vielleicht sogar nett finden könnten.
Es ist wohl alles noch zu frisch

Hi Christiane,

ich kann Dich sehr gut verstehen. Ratio und Emotio gehen nicht immer miteinander in parallelem Gleichschritt. Auch wenn man sich vielleicht zuvor etwas gewünscht hatte (z.B. Trennung), ist es doch nochmal ein ganz anderes Gefühl, wenn es dann in der Tat so eintritt. Hier beginnt dann die eigentliche "Besinnung" und damit einher gehen viele Fragen, wie z.B. "Warum genau wollte ich die Trennung? Was ärgert mich jetzt, wo er sie schlussendlich vollzogen hatte, etc., pp." Ich denke, dass da viel Selbstanschau nötig ist, um dann irgendwann die Antworten auf die Fragen zu bekommen und schlussendlich auch zur Ruhe kommen zu können.

LG
projekti