Trennung nach 14,5 Jahren?

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#1 | Trennung nach 14,5 Jahren? datum

05.07.2021 15:17

Hallo liebe Community,

dies ist mein erster Beitrag bei euch. Ich brauche einfach ein paar völlig freie Meinungen, die ich in meinem Bekanntenkreis nicht bekommen kann. Das wird ein längerer Text, da ich gerne alle Aspekte beleuchten möchte um ein klares Bild zu zeichnen.

Ich hadere gerade mit mir, ob ich mich trennen soll. Bekanntlich ist das Gras auf der anderen Seite immer grüner, bis man dann in diesem Garten steht und sieht, dass es auch hier natürlich braune Stellen gibt. Ich würde von mir selbst behaupten kein ungeduldiger Mensch zu sein und auch viel Empathie aufbringen zu können. Aber fangen wir am Anfang an:

Im Jahr 2007 kam ich mit meinem Freund zusammen. Es war eine Fernbeziehung, er wohnte 225 km entfernt, also sahen wir uns nur am Wochenende. Ich war 22 Jahre alt, er 19. Es lief super, wir sahen uns immer an den Wochenenden und hatten wirklich eine tolle Zeit, eine Woche Urlaub nach einem halben Jahr haben wir auch völlig harmonisch miteinander verbracht. Nach 1,5 Jahren bin ich dann zu ihm in die Gegend gezogen. Wir sind direkt zusammengezogen, da er vorher noch daheim gewohnt hat und wir gesagt haben: Ganz oder gar nicht.

Nach 3 Monaten wurde ich ungeplant schwanger. Und ja, wir hatten verhütet. Als ich es herausfand geriet ich innerlich in Panik, gerade erst umgezogen, frischer Job, Probezeit, keine Familie, keine Freunde. Aber ich wusste von Anfang an, dass ich das Kind behalten möchte, eine Abtreibung kam für mich nicht in Frage. An dem Tag als ich es meinem Freund sagte ist er ausgerastet. Hat mir gedroht mich zu verlassen, mich im Stich zu lassen, sich umzubringen wenn ich das Kind behalte und so weiter. Da ich aber keinerlei Alternativen hatte, bin ich geblieben, hatte aber klar gemacht, dass Abtreibung keine Option ist. Die Eskalation kann ich bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen und man sagt oft Dinge die man hinterher bereut. Er ging an diesem Abend aus der Wohnung, kam aber irgendwann wieder und man lebte weiter. Warum ich da nicht gegangen bin? Wie geschrieben, ich wusste weder wohin noch wie ich alles schaffen soll, außerdem hatte ich ihn mit seinem kleinen Bruder gesehen, der zu dem Zeitpunkt grad knapp 1 Jahr alt war. Und ich wusste, er ist im Grunde ein guter Mensch und wäre ich gegangen (was ja natürlich wieder in meine Heimat bedeutet hätte), hätte ich ihm jede Chance genommen das auch zu zeigen. Mein Ziel war es ihm die Chance zu geben, sich an den Gedanken zu gewöhnen. Und als Mann ist das oft nicht einfach, weil man eine Schwangerschaft/ein Baby erst dann oft begreift wenn es dann da ist. Außerdem wollte ich unserem Kind nicht die Chance nehmen. Ich hätte es mir nie verzeihen können nicht zu sagen: Ich habe alles versucht, aber es hat nicht gereicht.

Die Schwangerschaft schritt voran und er hat es immer verleugnet. Er hat es niemandem erzählt, selbst seiner Familie nicht. Sein Vater hat erst erfahren, dass er Opa ist, als unsere Tochter auf der Welt war. Die erste Zeit war sehr hart, das erste Jahr mit Baby ist ja schon nicht ohne, selbst wenn man alles im Einvernehmen geplant hat. Er kümmerte sich wenn er musste, aber zeitgleich war es ohnehin eine schwere Zeit, er verlor seinen Job (Wirtschaftskrise) und fiel in ein emotionales Loch. Es gab Tage, da stand er erst auf wenn unsere Tochter ins Bett ging für die Nacht. Das das kein Zustand ist, war mir auch klar, aber auch hier dachte ich: ich gebe ihm noch Zeit. Wenn sich das nicht ändert, bis die Kleine 1,5 ist, kann ich immer noch gehen, dann habe ich wirklich genug Zeit investiert und alles getan.

Vorlauf: Es besserte sich, er bekam einen Platz an einer Schule um eine Weiterbildung zu machen und ich ging dann wieder Vollzeit Arbeiten, da ich dann der Hauptverdiener war, da er nur Bafög bekam. Die ersten Monate waren heftig, vor allem als der Bafög Antrag noch nicht durch war, er kein ALG bekam und ich nur knapp 835 Euro Elterngeld (weil ich noch keinen Job hatte, in meinen alten konnte ich nicht zurück, da es nur ein befristetet Vertrag war). Aber auch das haben wir überstanden. Und nachdem die Weiterbildung abgeschlossen war hat sich auch die finanzielle Seite natürlich erheblich verbessert. Auch das Abwarten hat sich ausgezahlt, er ist wirklich ein toller Papa. Unsere Tochter kann sich zu 100% immer auf ihn verlassen, egal was ist, er wird für sie da sein und er ist wahnsinnig stolz auf sie.

Zwischen uns als Paar lief es dann auch gut. Wir sind ein tolles Team. Wir haben die gleichen Werte was Erziehung angeht, wir verbringen gerne Zeit miteinander, auch nach all den Jahren vergeht kein Tag an dem wir nicht zusammen lachen bis uns der Bauch weh tut. Wir geben uns gegenseitig Freiheiten, ich kann mit meiner Freundin in Urlaub fahren oder WE Ausflüge machen, er kann mit seinen Jungs losziehen und am Auto schrauben wie er lustig ist. Aber leider reicht mir das irgendwie nicht. Als die Maus klein war hat sich das natürlich super ergänzt das wir so unterschiedlich waren, weil man sonst immer in der Zwickmühle ist "wer verzichtet", wer "geht heim, weils Kind inst Bett muss" etc. Ihr wisst welchen Spagat ich meine. Noch dazu sind wir charakterlich völligst verschieden... wir hören nicht die gleiche Musik, einen Film zu finden ist jedes Mal ein Kraftakt und geht nur mit Kompromissen... gleiches gilt für Urlaub, Essen, Ausflüge etc. ich hätte gerne öfter was unternommen als Familie... er hasst es. Nichts will er machen, Schwimmbad? Zu viele Leute. Freizeitpark? Zu viele Leute zu den Zeiten wo wir mit der Maus hätten gehen können. Ein Spaziergang? Zu langweilig, bringt ihm nix. Schlitten fahren im Winter? Nein, zu kalt, zu viele andere Leute unterwegs. Ich könnte ewig weitermachen. Gleichzeitig kann er aber mit seinen Jungs schwimmen gehen wenn sie unterwegs sind, geht auf Konzerte wo es ja bekanntlich auch nicht grad leer ist. Natürlich baut sich bei mir da auch eine Unzufriedenheit auf. Und natürlich haben wir darüber gesprochen. Aber er kann oder will mich da einfach nicht verstehen.

Zudem wollte ich eigentlich nie nur 1 Kind, ich hätte gerne noch eines gehabt, aber da war er absolut dagegen. Thema Heirat: Ich wollte immer heiraten, schon im Kindergarten habe ich von meiner Hochzeit geträumt. Fakt ist: Ich bin immer noch nicht verheiratet und er hat auch gar keinen Drang danach. Er sagt für ihn ändert eine Hochzeit nichts, er braucht das nicht. Rational weiß ich das natürlich auch, aber mir wäre es so wichtig gewesen und wenn es für ihn nichts ändert, wieso kann er es nicht für mich tun? Wenn er sich sicher ist, den Rest seines Lebens mit mir verbringen zu wollen, wie er immer sagt? Und ganz ehrlich: Wären wir verheiratet würde ich diesen Thread gar nicht schreiben, denn Heirat bedeutet für mich: für immer (jetzt mal von Geschichten abgesehen wo Missbrauch, Gewalt oder sowas eine Rolle spielen). Wären wir verheiratet würde ich mich damit abfinden, das Beste draus machen. Aber wir sind es nicht... und nach all den Jahren frage ich mich: Wenn ich eh nie das bekomme, was ich gerne möchte und sei es nur ein Spaziergang im Feld, muss ich das weiterführen?

Und jetzt komme ich einfach an einen Punkt wo ich mich frage: will ich das? Für den Rest meines Lebens? Immer zurückstecken? Denn ganz nüchtern betrachtet bin meist ich es die auf Dinge verzichtet. Ich möchte etwas machen: er nicht, also machen wir es nicht. Ich möchte gerne im Urlaub nicht noch extra kochen etc. Ihm ist das zu teuer im Hotel also doch Camping oder Ferienwohnung wo ich den Haushalt mache, ein Kompromiss den ich eingehe damit wir überhaupt mal wegfahren. Ich gehe mit der Maus zu Fasching, ich gehe ins Schwimmband mit ihr, ich gehe in den Freizeitpark. Meistens natürlich mit Freunden etc. das macht natürlich auch Spaß aber ist mein Wunsch das ab und zu mit meinem Partner zu tun so egoistisch? Denn das sagt er mir wenn ich das anbringe... ER hätte auf alles in seinem Leben wegen mir verzichtet... auf das Recht keine Kinder zu haben. Auf viele tolle Sachen mit seinen Jungs (obwohl er wirklich jede Freiheit hat, ich bin keine Klammertante und ich telefoniere auch nicht hinterher wenn er weg ist), auf die Wahl wo er wohnen möchte (als ob ich ihn in Ketten hierher gebracht hätte). Ich sei egoistisch, unflexibel, arrogant. Zudem findet er mich nicht mehr attraktiv. Das kam natürlich alles nicht auf einmal sondern immer mal in all den Jahren wo die Maus noch kleiner war. Und unsere Vorstellungen gehen einfach so auseinander: Er findet er verzichtet auf alles und ich bin die "Böse" aber wenn ich wirklich reflektiere, bin immer ICH es die die Kompromisse eingeht. Das wird mir auch so im Umfeld widergespiegelt, aber natürlich sind meine Freunde erstmal auf meiner Seite.

Und dann frage ich mich: Wenn ich mich jetzt trenne, bin ich nicht genau dann die egoistische Person die er eh in mir sieht? Er redet davon, dass er jetzt Eigentum mit mir möchte... und ich weiß es... JETZT wo ich diese ganzen Zweifel habe, jetzt wird er mich demnächst fragen ob ich ihn heiraten möchte... Ich habe demnächst Geburtstag und normal fragt er immer was ich mir wünsche. Noch eine Sache die ich wirklich schade finde. Mir wäre es wichtig, dass er sich da einfach Gedanken macht (ich bin nicht kompliziert was Geschenke angeht, Hauptsache es ist eine Überraschung) und jedes Mal kommt: wenn du mir nicht sagst was du willst, bekommst du gar nichts. Und das macht er dann tatsächlich. Das macht mich auch traurig. Ich mache mir Gedanken und von ihm kommt gar nix. Ich sitze nicht wochenlang da und grübele über perfekte Geschenke, das ist auch nicht nötig, aber statt abends im Bett noch ne Stunde im Handy zu lesen könnte man sich einmal kurz Gedanken machen, finde ich. Egal, so ist er und das wird sich auch nicht ändern, also sollte ich mich darüber nicht ärgern.

Dazu kommt dass ich nicht mal weiß wie ich eine Trennung ansprechen sollte... Ich bin einfach mehr und mehr unglücklich... Auch wenn nach Außen hin alles wirklich perfekt läuft. Wir wohnen gut, der Alltag läuft super, wir sind ein gutes eingespieltes Team als Eltern.

Eigentlich weiß ich gar nicht was ich von euch hören möchte oder was ihr mir raten sollt/könnt. Vielleicht wollte ich das einfach nur mal ausschreiben. Falls das überhaupt jemand ganz liest :)

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