Ich schreibe diese Zeilen ziemlich genau 100 Monate nachdem ich beschlossen hatte, mich von meiner Partnerin zu trennen. Rückblickend durfte ich in dieser Zeit einige Dinge lernen - mamches freiwillig, manches durch schmerzhafte Prozesse.
Einige mir wichtig erscheinende Dinge möchte ich hier teilen - dies im Wissen, dass diese Zeilen geeignet sind Vielfältiges in der geneigten Leserschaft auszulösen; daher ein wichtiger Hinweis:
Nachstehende "Erkenntnisse" haben mir selbst weitergeholfen - daraus einen Anspruch auf allgemeingültige "Wahrheit" abzuleiten liegt mir völlig fern. Egal wie sich meine Zeilen für Dich anfühlen: Ich glaube Du hast jedes Recht dazu, genauso zu fühlen.

Vor 100 Monaten blickten meine Traumfrau und ich zurück auf 14 wundervolle Jahre, davon 13 verlobt und 4 mit wundervollen gemeinsamen Kindern. In diesen 4 Kinderjahren wurde für den geschulten Betrachter immer klarer, dass ich selbst eine Kind-Rolle und meine Partnerin die Mutter-Rolle einnahmen. Eine damals sehr spannungsgeladen Angelegenheit ... schließlich habe ich eine Reihe einschneidend verändernder Entscheidungen getroffen - viele davon damals freilich unbewusst. Das Resultat: ich habe meiner Partnerin und meinen Kindern schlimme seelische Schmerzen bereitet. Ich habe meine Erwartungen an mich selbst nicht erfüllt - nämlich die Integrität der mir damals und heute heiligen FAMILIE unter allen Umständen zu erhalten und zu verteidigen. Im weiteren Verlauf und ohne bewusste Kenntnis des verzweifelt nach einer Mutter suchenden inneren Kindes verliebte ich mich - damals für mich völlig überraschend Hals über Kopf, aus heutiger Sicht aber völlig klar - in eine (natürlich kinderlose) Frau. Die erneute Mutter-Kind-Beziehung hielt nicht lange. So stand ich also plötzlich da ohne Mutterfigur, mit furchtbaren Gefühlen von Versagen, Scham, Schuld, Wertlosigkeit - kurz: als völlig machtloses Opfer der Umstände.


1. "Jeder Entscheidung ist die in diesem Moment bestmögliche Entscheidung"

Oft hat die entscheidende Person erst (wenige Sekunden bis etliche Jahrzehnte) danach die Möglichkeit das eigene Handeln zu bewerten: z.B. als ethisch, sinnvoll, gut, schlecht, verwerflich oder katastrophal.

Diese Sichtweise hat mir auf 2erlei Weise geholfen:
Ich kann so jedem Mitmenschen bedingungslos Respekt schenken, da ich dessen Handeln als das einzig in diesem Moment mögliche erkenne.
Mir dies selbst ebenfalls zuzugestehen hat mir geholfen, meine Schuldgefühle zu kontrollieren.

2. "Beziehungen enden nicht - sie verändern sich."
Auf welche Weise haben meine damalige Partnerin und ich gemeinsam entschieden. Wir schätzen und lieben uns als liebendes Elternpaar. Wir fühlen mit, wie es dem anderen geht. Besonders gefreut hat mich z.B. die Nachricht, dass sie ihren Lebenspartner bald heiraten wird.

3. "bedingungslos lieben"
Die Idee der bedingungslosen Liebe (die nicht sehr viel mit dem hollywood-Bild von Liebe gemein hat) empfinde ich als sehr hilfreich - insbesondere da ich so meine Opferrolle ("Opfer des Verlustes von Urvertrauen") auflösen konnte. Aus meiner Sicht ist Urvertrauen gleichbedeutend mit bedingungsloser Liebe. Urvertrauen kann enttäuscht werden - nicht aber zerstört - eben weil es ja bedingungslos und somit auch nicht an äußere Umstände gebunden ist. Also beschloss ich, bedingungslos zu lieben - nämlich meine Mitmenschen. War immer wieder furchtbar schwierig. Auf die Idee auch mich selbst bedingungslos mit all meinem Licht und allen Schatten anzunehmen, kam ich erst viel später ...


Ich hoffe, dieser Ausschnitt meiner Geschichte trägt dazu bei, Dich hilfreich auf Deinem Weg zu begleiten.

Gerne höre ich von Dir!

Take care.

Guten Morgen Lothar und willkommen hier.
Deine Überschrift klingt sehr positiv und mutmachend.
Dann kommt ein Leitfaden über deine Sicht der Dinge in puncto Verhalten während einer Partnerschaft, Fremdgehen und Trennung.
Dein Fazit: Bedingungslose Liebe zu deinen Mitmenschen.
Das ist äußerst schwer und nicht immer durchzusetzen. Ich frage mich auch, ob das in einem Trennungsforum hilfreich ist.
Dazu bringst du noch das schwierige Thema "inneres Kind" dazu.
Aber danke für dein Schreiben.