ich bin neu hier, aber vielleicht habt ihr ein paar konstruktive Tipps oder Ideen, auf die ich nicht mehr komme.
Mein Partner und ich sind seit fast 10 Jahren zusammen. Er ist einiges älter als ich, was viele Jahre kein Problem war. Nach ca. 6 Jahren Beziehung äußerte ich das erste Mal konkreter, dass ich einen Kinderwunsch habe. Dass ich schon immer meine eigene Familie wollte, war von Anfang an klar. Es war nur bis dahin nie konkret, weil ich erst mein Studium beenden wollte. Mein Partner wollte vor vielen Jahren mal Kinder, aber als wir uns kennenlernten schon nicht mehr. Er hatte viele schlechte Beziehungen vor mir. Er selbst sagt, ich sei die beste Beziehung seit jeher. Dass er trotzdem gerade mit mir nicht wirklich ein Kind wollte, verletzt mich noch heute. Trotzdem blieb es dabei, dass er eigentlich kein Kind wollte. Irgendwann aber meinte er „ok, wir versuchen es“ - insgeheim aber (wie ich heute weiß und realisiert hab) in der Hoffnung, dass es nicht klappt. Aber wir sind nun Eltern eines wundervollen Sohnes. Wir lieben ihn beide sehr, aber mein Partner liebt auch und vor allem seine Freiheit und seine Ruhe. Wir zogen in eine neue Wohnung, die er nicht mag. Er stimmte aber zu. Nun wirft er mir noch 2 Jahre danach vor, ich hätte doch nicht auf meinem Kinderwunsch bestehen sollen oder umziehen wollen, denn er habe das ja eigentlich nicht gewollt.
Ich hingegen bin ein Mensch, der im Hier und Jetzt lebt. Ich kann (und will) nichts dran ändern, dass es jetzt so ist, wie es ist.
Mein Partner hingegen wirft mir all das immer wieder vor. Er kümmert sich nur dann um unseren Sohn, wenn er Zeit und Lust hat, denn er braucht ja seine Ruhe und Freizeit. Am Wochenende schläft er aus, abends zockt er lang und in seiner Freizeit versucht er oft, uns aus dem Weg zu gehen. Corona hat sicher nochmal alles verschlimmert. Aber ich habe das Gefühl, wir driften immer weiter auseinander - auch, was unsere Lebensplanung angeht. Ich behave gerade meinen absoluten Traumjob an Land gezogen, werde mehr verdienen als er und öfter auch mal auf Dienstreise müssen. Er sagte dazu nur „Man kann nur eins haben - Kind oder Karriere“. Er war also nicht begeistert vom Job. Er meint zudem (wieso auch immer), dass sein Job viel härter wäre, weil er ja in 2 Schichten (aber weniger Std. als ich dann) arbeitet.
Er will nicht „noch mehr“ bei der Kinderbetreuung mit anpacken, indem er unseren Sohn auch mal zur Kita bringt oder abholt. Vor allem graust es ihn, in seiner Spätschicht nicht abends zocken zu können, weil er dann morgens unseren Sohn in die Kita bringen muss. Dann sagt er immer „Du willst mir auch noch mein letztes Stück Freiheit nehmen“
Wenn es nach ihm geht, hätte er lieber noch mehr Ruhe als mehr Zeit mit uns zu verbringen. Er ist genervt, wenn er mal nicht in Ruhe mit seinen Kumpels zocken kann o.Ä. Ich lasse ihm seit Jahren viele Freiheiten, aber seit wir unseren Sohn haben, merke ich, wie egoistisch ich sein Verhalten finde und wie traurig ich bin, dass er mich nicht bei der Kinderbetreuung unterstützen und Zeit mit seiner Familie verbringen will.
Wenn ich Unterstützung will, sagt er nur „du wolltest doch ein Kind“.
Das Ganze geht nun fast 2 Jahre und ich distanziere mich emotional immer mehr. Ich würde am liebsten einfach nur die Trennung wollen. Andererseits sehe ich, wie schwer es ihm manchmal fällt und er sich trotzdem Mühe gibt. Gerade nach unserem letzten Krach gibt er sich mehr Mühe, Zeit mit uns zu verbringen, aber eben nur manchmal. Andere Probleme sind geblieben. Wie das, dass er Sex will, aber andererseits nie ein nettes Wort verliert. Er sagt unschöne Dinge über mein Äußeres, obwohl ich mehr als zufrieden mit meinem Äußeren bin, im Gegensatz zu ihm regelmäßig Sport mache und mich nie gehen lasse.
Insgesamt bin ich inzwischen ratlos, wie es weitergehen soll. Emotional bin ich mir nicht sicher, ob da noch was ist. Aber ich will nicht einfach alles wegschmeißen. Fordere ich aber noch mehr von ihm, sagt er selbst, dass er dann vielleicht irgendwann einfach weg ist. Kann man Liebe wiederfinden? Wenn ja, wie? Wir reden übrigens immer mal wieder darüber, aber neben den üblichen Vorwürfen (wieso wolltest du überhaupt ein Kind etc) kommen wir nie zu einer echten Lösung. Bisher sag ich, was ich erwarte und hoffe, dass es besser wird und meine Gefühle irgendwann mal wieder zurück kommen. Zumal ich daneben Sorge habe, was eine Trennung alles für unangenehme Folgen mit sich bringt (vor allem wegen unserem Sohn, Konten trennen, Wohnungen suchen, Sachen aus der Wohnung aufteilen, „Sorgerecht“ für unseren Hund, Geldprobleme, ...). Ist hier überhaupt noch was zu retten? Macht unsere Beziehung uns vielleicht einfach beide nur kaputt, weil wir so völlig unterschiedliche Lebensziele haben?
ein richtiger handfester Rat ist immer schwer. Von außen ist es fast nicht möglich zu sagen, ob hier etwas zu retten ist. Schwierig ist die Situation allemal für dich und sicher für die gesamte Familie. Ihr habt zumindest im Moment offensichtlich ganz unterschiedliche Lebensziele. Manchmal entwickelt es sich so, andererseits klingt das, was du schreibst, so, als hätte sich das schon länger entwickelt. So wirklich konstruktiv kann ich dir gerade keinen Rat geben. Wäre eine Paartherapie denn eine Möglichkeit, einen Weg zu finden, wie immer der aussieht. Ichmich, schreiben hilft, vor allem die eigenen Gedanken zu klären, deshalb möchte ich dich ermutigen nur weiter zu schreiben, auch wenn ich jetzt nicht wirklich einen guten Rat habe. Ganz liebe Grüße Medea
Vielen Dank für deine Worte. Ja, das Schreiben hilft wirklich. Manchmal hilft auch der etwas objektivere Blick von Außenstehenden. Ja, es hat sich tatsächlich schon länger so entwickelt und ich bin sicher, hätte mein Partner nicht sein Go zur Kinderplanung gegeben, wäre es bereits da gescheitert.
Eine Paartherapie ist für mich wirklich eine Option, obwohl ich fast glaube, dass mein Partner dazu nicht bereit sein wird. Gefragt habe ich ihn bisher allerdings nicht. Dazu muss ich einfach eine entsprechend ruhige Zeit finden, um diesen Vorschlag zu wagen, ohne dass er sich angegriffen fühlt. Ich glaube nämlich auch, er sieht unsere Beziehung nicht so ausweglos wie ich, da er mit sich und der derzeitigen Lage ja halbwegs zufrieden ist.
ZitatIch behave gerade meinen absoluten Traumjob an Land gezogen, werde mehr verdienen als er und öfter auch mal auf Dienstreise müssen. Er sagte dazu nur „Man kann nur eins haben - Kind oder Karriere“. Er war also nicht begeistert vom Job. Er meint zudem (wieso auch immer), dass sein Job viel härter wäre, weil er ja in 2 Schichten (aber weniger Std. als ich dann) arbeitet.
Schichtarbeit ist sehr belastend für den Körper, auch wenn es weniger Stunden sind. Die ständige Umstellung der inneren Uhr ist enormer körperlicher stress. Jeder Schichtarbeiter braucht Zeit für sich, in der er nichts weiter macht, als körperlich zu regenerieren. Das ist kein "sichgehenlassen", das ist der Biologie geschuldet. Manchen Männern fällt es sehr schwer zu "verkraften", dass die Frau mehr verdient. Die alten Rollenbilder stecken tief drin. Das ist nicht mehr zeitgemäß heutzutage, aber oft sind Männer unbewusst eifersüchtig auf den Erfolg der Frauen.
Zitatwieso wolltest du überhaupt ein Kind etc
Kinder stören immer, das ist völlig normal. Normal ist aber auch, dass Eltern diese Störung in Kauf nehmen und nicht ständig darüber hadern. Es ist ein Unterschied ob jmd. situativ ab und an genervt ist, oder ob er grundsätzlich sein Kind ablehnt. Wie das bei euch ist, kannst du am besten einschätzen, von außen wäre das schwer zu sagen. Ich finde Nachtragen und Vorwürfe machen sind keine guten Eigenschaften, darin stimme ich dir zu.
ZitatKann man Liebe wiederfinden? Wenn ja, wie?
Ja, man kann. Es gibt keine Garantie. Liebe besteht nicht aus Lippenbekenntnissen, auf Taten kommt es an. Sei selbst liebevoll, in kleinen Gesten und Aufmerksamkeiten. Mache selber keine Vorwürfe auch keine Selbstvorwürfe, sei nicht nachtragend. Stelle keine Forderungen, erfülle nur solche Forderungen an dich, die du auch wirklich erfüllen willst. Mache nichts widerwillig, wenn du etwas machst, tue es gerne. Zeige Selbstvertrauen: zeige dass du der Beständigkeit deiner eigenen Gefühle für deine Familie vertraust. Es gibt keine Garantie.
Liebe Ichmich, einerseits glaubst du, sieht er die Beziehung als nicht ausweglos an, andererseits glaubst du nicht, dass er eine Paartherapie mitmacht. Beides glaubst du gewiss nicht ohne Grund, aber ich glaube da steht viel Unausgesprochenes zwischen euch. Und es gibt nur einen Weg, miteinandersprechen oder warten, bis ihr euch endgültig auseinandergelebt habt. Es ist kein gutes Zeichen, dass er immer wieder betont, dass das Kind dein Wunsch war. Letztlich war es eine gemeinsame Entscheidung. Vielleicht war ihm vorher nicht so ganz klar, was Familie bedeutet. Und es ist nachvollziehbar, dass du dir da ein ganz anderes Verhalten gewünscht hättest. Halbwegs zufrieden ist gefährlich, weil es dazu führt nichts zu ändern, so lange bis man endgültig den Eindruck hat, dass nichts mehr so ist, dass man zufrieden ist, das geht schleichend. Es kann auch sein, dass er überhaupt nicht versteht, was in dir vorgeht und welche Bedürfnisse du hast, obwohl er dich liebt. Und umgekehrt kann das auch so sein. Gerade deshalb kann ein begleitetes Gespräch hilfreich sein. Weil man manchmal sogar miteinander reden kann, ohne zu verstehen, was der andere sagt. Wenn er manchmal abfällige Bemerkungen über dich macht, was dich nicht mal wirklich trifft, weil du weißt, dass es nicht stimmt, aber andererseits auch verletzt, weil man ja von einem Partner sich etwas anderes wünscht, kann es schon sein, dass er sich unbewusst unterlegen fühlt. Aber sowas von ganz außen nach wenigen Zeilen zu sagen, ist fast vermessen bis unmöglich. Niemand kennt deine und seine Situation so gut wie du und ihr. Da muss die Antwort herkommen. Auch wenn in Impuls von außen manchmal hilfreich ist. Ganz viele liebe Grüße Medea
Ich schreibe Dir jetzt einfach, wie es sich für mich anfühlt, wenn ich deine Geschichte lese und welche spontanen Gedanken ich dazu habe. Als Spiegel sozusagen und Du entscheidest, ob Du Dich darin wiederfinden kannst oder willst oder nicht. Ich fühle mich unglaublich einsam. Meine Probleme sind allein meine Probleme. Ich habe seine Unterstützung nicht verdient. Ich bin ihm nicht wichtig. Meine Wünsche interessieren ihn nicht. Ich bin eine Belastung für ihn. Er bestraft mich. Ich bin schuld. Ich darf keine Ansprüche stellen und keine Wünsche haben. Ich habe keine Kraft mehr. Das ist nicht die Beziehung, die ich mir wünsche. Ich möchte nicht, dass sich mein Partner ständig bemühen und anstrengen muss. Ich möchte nicht, dass er sich verbiegen muss. Ich wünsche mir, dass er Freude hat an unserem gemeinsamen Leben. Ich wünsche mir, dass es ihm ein Bedürfnis ist, mich zu unterstützen. Ich wünsche mir, dass es ihm ein Bedürfnis ist, Zeit mit seinem Kind zu verbringen. Ich wünsche mir, dass er mich darin unterstützt, meinem Traumjob nachgehen zu können. Ich möchte von ihm hören, dass ich die schönste Frau der Welt bin. Ich möchte viel Verständnis haben für meinen Partner, aber ich kann für diesen Mann kaum Verständnis aufbringen. Ich möchte mit meinem Partner gemeinsam Lösungen finden, aber dafür müssten wir erstmal ein gemeinsames Problem haben.
Keine Ahnung, ob das hilfreich ist. Ich wünsche Dir viel Kraft und Klarheit!
Vielen Dank für eure netten Nachrichten. Barbara, du hast sicher Recht, dass es helfen würde, wenn ich selbst auch wieder liebevoller bin. Das fällt natürlich schwer, wenn man so unzufrieden ist, aber helfen würde es definitiv. Ich werde auch versuchen, mir die positiven Eigenschaften meines Partners mehr in Erinnerung zu rufen und diese vielleicht mehr zu würdigen. Ich glaube über kurz oder lang werden wir Hilfe von außen in Anspruch nehmen (müssen). Wir haben oft das Problem, dass wir angelnder vorbei reden oder mein Partner viele Dinge viel zu persönlich nimmt und eher als Angriff auf seine Person versteht. Und ich selbst bin Diskussionen dann einfach zu leid und gehe diesen zu schnell aus dem Weg, weil ich keinen Sinn oder keine Lösung darin sehe. Gerade in den Spiegelungen von Papillon erkenne ich mich in vielen Sätzen wieder. Es ist sicher sinnvoll, wenn ich meine Bedürfnisse und Wünsche auch mal sehr deutlich formuliere.
die Unzufriedenheit steckt in dir drin. Du wirst sie mitnehmen, wenn du den Partner verlässt. Wenn du diese Unzufriedenheit los werden willst, kannst du das nur, indem du deine Sicht auf das Leben hinterfragst und ggf. änderst. Wenn du den Partner nicht so annehmen willst oder kannst, wie er nun mal ist, ist das nicht sein Fehler. Das heisst nicht, dass er keine Fehler macht. Jedoch, Fehler macht jeder, auch du. Umgekehrt gilt das selbe. Wenn dein Paartner dich nicht so annimmt, wie du bist, ist das nicht dein Fehler. Die Kunst ist, dass beide mit den Eigenheiten des Partners leben können, ohne unzufrieden zu sein. Das ist wechselseitige Liebe.
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15.02.2021 20:08
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