Hallo zusammen, ich lebe im Moment auf eine sehr merkwürdige Art und Weise. Mein Mann und ich sind schon gute 24 Jahre zusammen und haben zusammen 4 erwachsene Kinder und auch 2 Enkelkinder. Vor ca. 10 Jahren hatten wir schon einmal eine "fast" Trennung, wo wir uns beide nicht klar waren ob wir uns noch lieben oder auseinander gehen wollten. In dieser Zeit hatte meine beste Freundin viel mit ihm und auch mir gesprochen um gewisse Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Im Endeffekt habe ich dann versucht mich sehr anzustrengen um unsere Ehe zu retten, von seiner Seite kam nicht viel. Er ist selbständig und hat wenig Zeit für mich und die Familie, auch an den Wochenenden. Das habe ich aber immer aktzeptiert und ihn trotzdem immer mit unterstützt. Dazu kommt noch, dass ich seit ca. 20 Jahren auch mit in seiner Firma arbeite. Im Grunde waren wir immer über die Arbeit auch sehr eng miteinander verbunden. Das hört sich jetzt bestimmt sehr nüchtern an aber es hat halt einen großen Teil unseres Lebens in Anspruch genommen. Wir haben uns in den letzten 10 Jahre dann eigentlich wirklich gut verstanden. Natürlich gibt es immer ein paar Dinge, wo wir überhaupt nicht einer Meinung sind aber wir haben uns zum Beispiel noch nie angeschriehen oder irgenwie mit Schimpfworten beleidigt. Wir haben immer versucht in Ruhe unsere Differenzen zu klären. Kurz vor Weihnachten letzten Jahres habe ich gemerkt, dass er mich nicht mehr in den Arm nehmen wollte und auf Abstand ging. Selbst Silvester wollte er mich nicht mehr umarmen. Dann habe ich ihn natürlich angesprochen und er meinte dann dass er mich nicht mehr lieben würde. Dann differentierte er es wieder mehr und meinte, er liebte mich noch aber die Leidenschaft würde fehlen. Ich habe das nicht verstanden, da wir uns wirklich gut verstehen. Durch Corona ist eine ganz andere Situation entstanden zwischen uns und die Tatsache, dass wir im Moment nichts mehr groß unternehmen können ist sehr schwierig für diese Situation. Auf jeden Fall haben wir dann noch ein paar Wochen über Gespräche etc. versucht, die Dinge zu besprechen, die ihm wohl fehlten und ich hatte für manche Sachen auch Verständnis. Aber dennoch wollte er jetzt erst mal ausziehen um sich klar zu werden ob wir noch eine Chance haben und er mich vermisst. Er ist immer sehr hin und her gerissen, weint auch weil er selber nicht weiss ob seine Entscheidung richtig ist. Das tut mir dann auch noch leid für ihn aber ich kann ihm da im Moment nicht helfen. Hat jemand von Euch Erfahrungen mit der Midlifecrisis bei Männern und ob wir noch eine Chance haben einen Weg zueinander zu finden? Ich würde mich sehr über Erfahrungsbericht freuen, denn ich verstehe so manche Reaktionen von ihm nicht. ( Er möchte mich jetzt umarmen, gibt mir einen Kuss auf den Kopf usw. ) Wenn ich nur nach meinem Bauchgefühl gehen würde, dann denke ich, dass er mich noch sehr liebt aber sich selbst im Weg steht. Halt einfach Angst hat im Leben etwas zu verpassen. Danke für Euer Feedback!
Es kommt ziemlich häufig vor, dass es in einer langjährigen Ehe zu Entfremdung, Gleichgültigkeit und Auseinanderleben kommt. Midlifecrisis, bei Männern genauso wie bei Frauen, erschwert das Ganze noch. Dein Mann ist wohl an einem Punkt und in einem Alter, wo er sein Leben hinterfragt, nach dem Motto, "soll das jetzt schon alles gewesen sein." Da er beruflich sehr eingespannt ist, nicht mehr viel erlebt, Corona auch noch, hat er keine Höhepunkte mehr in seinem Leben. In der Midlife Crisis sucht man nach neuen Dingen im Leben, frische Begegnungen, Hobbies usw. Man will sich auch beweisen, dass man noch nicht zum alten Eisen gehört. Dir geht es wahrscheinlich ähnlich, aber du stellts eure Ehe deswegen nicht in Frage.
Jetzt ist er ausgezogen und tatsächlich könnte er so erleben, was du ihm noch bedeutest und wohin er will. In der Corona Zeit hat man jedoch nicht die großen Möglichkeiten neue Dinge zu erleben, aber der Abstand ist auf jeden Fall schon mal wichtig. Was für Schlüsse er, auch du, aus diesem Abstand/Freiraum zieht, wird sich zeigen.
Ich hoffe, du leidest nicht allzu sehr unter seinem Auszug und kannst auch selber in dich gehen. Wie ist das jetzt beruflich? Da müsst ihr wohl noch Kontakt haben. Ob ihr wieder zusammen kommt, kann man nicht sagen, er weiß wohl selbst noch nicht genau, was er will.
Viele Grüße angel
***Und immer, wenn du die Antwort hast, stellt das Leben eine neue Frage*** 🌻✨🎈
Hallo Nisiko, willkommen im Forum! Die größte Chance, wieder zueinander zu finden, besteht dann, wenn beide Seiten das möchten und ihren Teil dazu beitragen. Leider ist Dein Mann noch hin- und hergerissen und muss sich selbst zunächst darüber klar werden, was er möchte. Daher auch sein ambivalentes Verhalten.
Ich habe es bei meinem Mann über eine lange Zeit ähnlich erlebt. Diese innere Zerrissenheit und das wechselnde Verhalten. Es ging ihm in dieser Zeit sehr schlecht. Ich habe ihm keinen Druck gemacht, da ich das Gefühl hatte, er ist in einer schlimmen Lebenskrise. Und da weiterhin so viel Gemeinsamkeit und auch Nähe da waren, 30 Jahre verbinden, habe ich große Hoffnung und viel Vertrauen in eine gute Entwicklung gehabt. Doch leider entwickelte sich die Situation weiter in Richtung Trennung.
Ich denke jedoch, in welche Richtung es letztlich bei Euch geht, ist zu diesem Zeitpunkt noch ungewiss. Es lässt sich nicht steuern, da sich nicht berechnen lässt, welcher Impuls zu welchem Ergebnis führt. Es ist unberechenbar, leider... deshalb achte auch gut auf Dich! Da ihr jetzt räumlichen Abstand habt, könntest Du Deinen Gefühlen nachspüren und Eure Beziehung reflektieren. Ich habe aus Deinem Beitrag rausgelesen, dass Du das schon vor 10 Jahren intensiv getan und viel geändert hast. Dein Mann eher weniger, wenn ich Dich richtig verstanden habe. Vielleicht ist Eure Beziehung in den letzten Jahren unausgewogen geworden und Du hast viel ausgeglichen. Und nun ist er dennoch unsicher oder fragt sich, was es noch im Leben gibt. Das ist nur ein Gedanke, er muss nicht stimmen.
Ja, dass kann durchaus so sein. Ich bin eher der Typ Mensch, der sich in einer Ehe/ Beziehung immer sehr viel Gedanken macht und versucht, dass es funktioniert. Aber es ist richtig, wenn es nur einseitig ist, dann kann es nicht funktionieren. Ich hoffe natürlich schon, dass er merkt, was ihm unsere Beziehung bedeutet und er dann, wenn er sie nicht verlieren möchte, auch was dafür tuen will. Wenn nicht, dann muss ich es so aktzepieren.
Ja, wir arbeiten noch zusammen aber zum Glück ich von zu Hause aus und er in der Firma selber. Das geht bis zu einem gewissen Grad schon ganz gut. Ja, es ist schon sehr schlimm, wenn man das Gefühl des geliebten Ehepartners nicht nachvollziehen kann. Aber ich bin auch ein Mensch, der versucht positiv zu denken und irgendwann werde ich mich auch auf ein Leben alleine freuen können. Irgendwann...
eigentlich gerade egal, was seine Gründe sind, fest steht, dass er sich trennen will und ausgezogen ist. Auch der sich Trennende, hat Probleme damit und es kommt zu Unsicherheiten, ob es der richtige Schritt ist.
Zitat von Nisiko im Beitrag #5 Ja, es ist schon sehr schlimm, wenn man das Gefühl des geliebten Ehepartners nicht nachvollziehen kann. Aber ich bin auch ein Mensch, der versucht positiv zu denken und irgendwann werde ich mich auch auf ein Leben alleine freuen können. Irgendwann...
Bravo, ein großer Schritt in dieser schmerzvollen Zeit.
angel
***Und immer, wenn du die Antwort hast, stellt das Leben eine neue Frage*** 🌻✨🎈
Hallo Nisiko, vielleicht wäre es gut, wenn Du versuchst, an Dich zu denken, so oft Du das in der schwierigen Situation schaffst. Und bewusst Dinge machst, die Dich stärken oder Dir zumindest etwas gut tun... Denn Du brauchst Deine Kraft noch eine ganze Weile, um diese Zeit, so gut es geht, zu überstehen.
Natürlich hoffst Du... und der Ausgang ist ja auch noch offen.