Hallo liebe Mitglieder, Es fällt mir etwas schwer, hier mein Leid zu klagen, aber ich weiß mir momentan auch keinen anderen Rat. Deshalb bin ich sehr dankbar,dass ich auf dieses Forum gestoßen bin.
Ich hole Mal weiter aus und erzähle meine Geschichte....
Mein Ehemann und ich haben uns vor 13 Jahren während meiner Lehre kennengelernt (er war quasi mein Ausbilder). Jahre lang ging es nach dem Motto tausend Mal berührt tausend Mal ist nichts passiert.... Und irgendwann ist es halt doch passiert, wir haben uns ineinander verliebt. Wir sind relativ schnell zusammen gezogen und auch sonst hat unsere Beziehung schnell an Fahrt gewonnen.
Bereits nach einem Jahr bin ich gewollt schwanger geworden (ich muss dazu sagen mein Mann ist knappe 9jahre älter als ich)
Schon in der Schwangerschaft habe ich überlegt,ob ich mit ihm den richtigen Mann an meiner Seite habe. Ich musste ins Beschäftigungsverbot , wurde leicht depressiv, mein Mann wollte nicht mehr mit mir schlafen, ich nahm sehr viel zu und fühlte mich einfach nur schrecklich.
Nach der Geburt haben wir uns beide auf unsere Tochter konzentriert. Es waren harte Monate, nicht weil sie sehr anstrengend war, sondern weil ich mich sehr einsam gefühlt habe. Ich bin hauptsächlich Nachts aufgestanden habe mich gekümmert,da er ja arbeiten war....
Ein Jahr verging , wir spielten uns langsam ein. Ich nahm etwas ab fühlte mich wieder mental auch besser. Das Liebesleben war aber immer noch sehr dürftig. Mein Mann blockte viel ab (Stress , Arbeit, es läge nicht an mir etc)
Das Jahr darauf wurde mein Schwiegervater sehr krank. Er bekam Lungenkrebs (wir wohnten in einer Doppelhaushälfte mit den Eltern meines Mannes) Wir bekamen täglich mit , wie immer weniger von ihm übrig blieb. Auch hier gab es für uns keine Zeit, um uns irgendwie um uns als Paar zu kümmern. Wir funktionierten, alles darüber hinaus wurde ausgeblendet.
2016 starb mein Schwiegervater, ich bekam erneut eine leichte Depression. Hatte Angst meine Tochter würde sich im Alter auch so um mich kümmern müssen etc. Überdachte mein komplettes Leben. Hörte mit dem Gelegenheitsrauchen auf,nahm nochmals 20 Kilo in einem Jahr ab.
Mein Mann und ich hatten in all den Jahren kaum Zeit für uns als Paar...
ich fing nach dem Tot des Schwiegerpapas wieder an zu arbeiten (wir waren jetzt auch definitiv darauf angewiesen, wenn wir das Haus halten wollten)
Durch unsere Arbeitszeiten (beide im Einzelhandel im gleichen Unternehmen, jedoch jetzt verschiedene Filialen) sahen wir uns noch seltener. Wir gaben und geben uns bis heute die Klinke in die Hand.
Jedenfalls beschränkte sich unser Leben oft auf unsere vier Wände , ausgehen taten wir im Wechsel,denn es gab keinen der auf unsere Tochter groß aufgepasst hätte. Schwiegermutter nahm sie gelentlich für ein zwei Stunden aber über Nacht oder so hätte sie zu viel Angst,da sie auch ein Handicap hat.
Aber mit der Zeit und dem älter werden der Tochter hat sie sich doch bereit erklärt sie Mal auch über Nacht zu nehmen. Und so plätscherte unser Leben so dahin. Mal gab es Intimität Mal gab es Monate lange Durststrecken, es gab viel Streit ,da ich mich nicht geliebt und hässlich fühlte,wenn er mich abgewiesen hat.
Ich entwickelte eine Ess/Brechsucht da mein verzweifeltes Gehirn dachte, wenn ich eine bestimmte Zahl auf die Waage bringe würde er mit mir schlafen, mich schön und Begehrenswert finden...
Und tatsächlich passierte irgendwann genau das. Ich wurde schmaler , er plötzlich offener. Die kleine war jetzt 4 Jahre und wir erlebten einen zweiten Frühling. 2018 schien mein Jahr zu sein, bis auf die leichte Bulimie die ich entwickelt hatte ( wie dumm ich mir mittlerweile vorkomme)
Jedenfalls unternahmen wir für unsere Verhältnisse relativ viel gemeinsam, den Sonntag eh wie immer als Familie, aber halt auch was mit Freunden oder wir gingen Mal zu zweit essen,da Schwiegermutter sich jetzt auch mehr traute auf die kleine aufzupassen.
Wir sprachen über die Zukunft und beschlossen zu heiraten, schließlich waren wir 6jahre zusammen und hatten doch jetzt schon so viele Dinge gemeinsam erlebt etc. Ich war sehr glücklich. Unser Sex leben fand auch regelmäßig statt und wir waren uns einfach nah.
Mein Mann begann mit Sport, auch er wurde einfach lockerer. Plötzlich wollte er auch Mal z.b feiern gehen.
Es kam also unsere Hochzeit . Ich flog für meine Verhältnisse auf Wolke 7.
Jedoch wurde ich zwei Monate später auf der Boden zurück geworfen.
Rückblickend kann ich gar nicht sagen wie ich genau einen Verdacht bekam. Aber mir fiel auf das er sein Telefon öfter bei sich trug, es nicht aus der Hand legen mochte etc. Ich nahm es irgendwann und sah das er mit einer Arbeitskollegin (kenne sie selbst) geschrieben hatte. Es waren Nachrichten Alla ich würde dich dann gern hier und da küssen, also schon eindeutige Dinge.
Ich machte ihm eine Szene wollte es direkt beenden, kam mir vor wie die letzte Vollidiotin, hatte ich doch vor kaum zwei Monaten diesen Mann das Ja Wort gegeben.
Er war erst auch für Trennung, da ich ihm ja eh nicht verzeihen würde, aber nach einigen Tagen entschlossen wir uns eine Paartherapie zu machen. Er versprach mir das er nicht körperlich fremdgegangen war, nur emotional . Als ob mich das beruhigt hätte. Er wollte sich aber nicht von dieser Kollegin distanzieren, denn er wäre ja mit ihr befreundet und sie würde auch eine schwere Zeit durchmachen (ich hatte kaum Verständnis, ließ mich aber trotzdem darauf ein, denn die Alternative wäre gewesen sich einzugestehen,dass meine Ehe eine Farce und einer meiner größten Fehler gewesen wäre).
Wir gingen also zur Therapie, es wurde etwas besser aber irgendwie nicht mehr wie früher. Ich begann später eine eigene Therapie,um mit mir der Essstörung und meinen depressiven Stimmungen zurechtzukommen. Wir pendelten uns im Alltag wieder so ein, dass wir uns die Klinke in die Hand gaben. Körperliche Nähe wurde immer seltener. Ich gab die Hoffnung auf.
Egal was ich versucht hatte er wollte irgendwie nicht mehr.
Letztendlich sind jetzt weitere Zwei Jahre vergangen, indem wir zwar im Alltag als Familie funktioniert haben, aber wir keinerlei Paar waren. Er schlief auf der Couch, mit mir Intim war er seit mindestens einem Jahr nicht mehr. Und eigentlich wussten wir beide das das mit uns schon lange nichts mehr mit Paar sein zu tun hatte, nur getraut hatte sich das keiner von uns zu sagen.
Und dann haben wir es letzte Woche doch ausgesprochen und seitdem ist nichts mehr wie es war. Alles steht Kopf.
Ich habe große Angst wie wir es unserer Tochter erklären sollen, sie ist ein so sensibles Kind, auch finanziell stehen wir beide mit leeren Händen da. Momentan ist an Auszug nicht zu denken. Und wie wir alles meistern sollen wissen wir erst Recht nicht.
Ich bin auf einer Seite froh, dass wir endlich soweit sind uns zu trennen, andererseits kommen so viele Probleme auf einen zu...
Wir werden es unserer Tochter und der Schwiegermutter erst im neuen Jahr sagen. Da sind wir uns einig. Und dann werden wir wohl auch einen Termin mit der Caritas vereinbaren, um Mal zu schauen wo wir uns Hilfe her holen können.
Gott , jeder der bis hierhin gelesen hat, dem danke ich das ich meine Geschichte erzählen durfte. Allein das tat schon unendlich gut. Vielleicht finde ich ja hier Tipps und Ratschläge, Menschen die ähnliches erlebt haben und mir Mut zusprechen können.
Liebe NichtnocheinName, du beschreibst eine sehr lange Zeit der Entfremdung, auch durch viel Überforderung. Ihr habt viele Versuche unternommen, um die Beziehung zu kämpfen (oder vor allem du allein?). Manchmal gibt es keinen anderen Weg mehr als Trennung. Wenn es soweit ist, zerreißt es deshalb dennoch das Herz. Du beschreibst eine Beziehung, die vor allem funktioniert, wenn alle anderen äußeren Umstände gut sind, aber scheinbar sofort in die Krise gerät, wenn es von außen schwere Situationen gibt. Das ist gar nicht so ungewöhnlich. Aber ich denke, damit kannst du dich auch morgen oder übermorgen beschäftigen. Im Moment ist es für dich ganz wichtig, die nächsten Tage und Wochen gut zu überstehen. Es ist sehr rücksichtsvoll, wenn ihr Tochter und Schwiegermutter erst im neuen Jahr informieren wollt, aber das ist dann für dich eine besonders schwere Zeit, gerade weil man jetzt auch nicht mal rasch einfach irgendwohin gehen kann. Die Probleme, die auf euch zu kommen, werdet ihr Schritt für Schritt lösen. Das muss nicht alles auf einmal sein. Wenn ihr miteinander reden könnt, ist das eine gute Voraussetzung für eine faire Trennung und viel wichtiger noch für eure Elternschaft und Tochter. Das Gespräch wird sicher nicht leicht sein. Wichtig ist, dass das Mädchen weiß, ihr seid beide immer noch eure Eltern, auch wenn Mama und Papa getrennte Wege gehen. Und dass es nicht ihre Schuld ist. Ich kann dir nur ganz viel Kraft wünschen, liebe Grüße Medea
Es ist Recht bescheiden am Heiligabend mit dem frisch getrennten Mann an einem Tisch zu sitzen und auf heile Welt zu machen. Hoffe der Tag oder die Tage gehen schnell vorbei. Es kann nur noch aufwärts gehen. Euch allen ein frohes Fest
Liebe Ninona, das glaube ich dir, dass das eine schwere Situation ist. Zum Glück haben auch diese Tage nur 24 Stunden, auch wenn sie sich bestimmt lang anfühlen. Gerade trotzdem, dir auch frohe Weihnachten. Die Weihnachtsbotschaft ist ja gerade für die, die sich nach etwas anderem und glücklicheren und lievevolleren sehnen- Liebe Grüße Medea