ich begrüße Euch und hoffe Hilfe in meiner "Zwangs"-lage zu bekommen.
Meine 2. Ehe dauerte 22 Jahre (die erste war auch eine Langzeitehe mit 2 Kindern) - ich habe mich im Februar getrennt und er ist sehr schnell in eine Mietwohnung gezogen. Er wollte nichts mehr bereden, aufarbeiten, sondern war/ist der festen Überzeugung nur ich bin schuld und wisse nicht, was ich tue.
Mitte 2015 hat er über seinen Beruf eine Afrikanerin und deren Familie kennengelernt. Erst im November 2015 fiel mir auf, dass er hat rund um die Uhr geappt hat, auch als er neben mir auf der Couch sass.Er begründete dies mit der Faszination der afrikanischen Großfamilie und deren Kultur. Getrennte Schalfzimmer hatten wir schon seit 2 Jahren, da ich seine Nähe nicht mehr ertrug. Januar 2016 ging er zu einer Paartherapie mit, erwähnte aber nicht, dass er sich Hoffnungen auf die Frau machte, sondern brach nach dem 3. Termin ab, da "der Therapeut sowieso nur auf meiner Seite sei".
In den folgenden Monaten war er immer weniger zu Hause, auch an den Wochenenden, Ostern etc. Im März 16 entdeckte ich dann eine aufploppende Nachricht, in der er die andere als "seine Traumfrau" bezeichnete. Zur Rede gestellt wurde er unglaublich wütend, drückte mich gegen die Wand und tobte, was ich in seinem Handy zu suchen hätte. Ich bat ihn dann auszuziehen, was er auch tat. Wir hatten für 5 Monate sehr wenig Kontakt und ich weiß nicht, welcher Teufel mich geritten hat, ihn wieder aufzunehmen. Er habe keinen Kontakt mehr (stimmte, weil sie wollte ihn nicht - ihr war es lieber, dass er gebunden blieb, sie hat sich finanziell an ihm bereichert) und es wäre alles ein großer Irrtum gewesen.
Wir haben dann sogar versucht mit einem gemeinsamen Schlaftzimmer unsere Ehe wieder in geordnete Bahnen zu lenken, aber da er sämtlicher Aufarbeitung sich widersetzte "ist doch jetzt vorbei" lass die alten Sachen" "ich wäre ja nicht fremdgegangen, wenn du mich rangelassen hättest" etc. ppp.
Leider wurde nichts mehr gut. Er zeigte immer mehr psychopathische Züge, griff mich verbal an und dreht mir das Wort im Mund um. Ich solle erst an mir arbeiten, er sei okay und brauche nichts verändern. Mein Körper wehrte sich immer mehr, bis ich kaum noch seine Anwesenheit ertragen konnte.
Mit der ausgesprochenen Trennung drehte er völlig durch. Apps, Mails abwechselnd voller Hass (merkst du nicht wie blöd du bist, du machst uns beide finanziell kaputt, du bist eine Teufelin, seitenlange Mails wirklich ohne Sinn) und voller Liebesschwüre, dass ich doch seine Traumfrau sei, bzw. dass man im Alter zusammenleben kann aus finanziellen Gründen und ich mich eben kümmern muss, wenn es mir mit ihm nicht gut geht. Das sei nicht seine Aufgabe, er werde und könne sich nicht ändern.
Nun bin ich seit einigen Wochen in therapeutischer Begleitung um Dinge aufzuarbeiten, die in meiner gewalttätigen und kalten Kindheit Jugend bis heute nachwirken. Die Therapeutin, die als Heilpraktikerin auch Paarberatung anbietet, ist der Meinung, wir hätten uns nicht trennen müssen, da wir beide solche Traumata mitgebracht haben in die Beziehung und sie hätte dies sicherlich auflösen können. Sie habe eine sehr gute Erfolgsquote.
So gut ihre Arbeit ist was die Kindheitsgeschichten angeht, so sehr belastet mich nun das Gefühl, dass ich eine große, zu goße Schuld am Scheitern trage. Ja, ich war nörgelnd, ich habe ihn kritisiert, manchesmal nicht wertgeschätzt, war übergriffig, habe am Ende keine Nähe mehr zugelassen. Ich war aber auch anerkennend, habe immer und immer wieder das Gespräch gesucht, das er nicht wollte. Es hat ihn schlicht nicht interessiert, wie es mir geht. Dafür sei ich zuständig.
Meine Kinder und auch sehr gute Bekannte haben mich die letzten Monate sehr unterstützt aber auch auf seine notorische Lügerei, Angeberei und verbale Aggression hingewiesen. Sie waren so ehrlich zu sagen, dass ich ihn auch nicht immer fein und wertschätzend behandelt habe.
Nun sitze ich hier und "zerfleische" mich selbst, hab manchesmal das Gefühl, ich kann mit dieser Schuld nicht mehr leben. Die Therapeutin meint, ich sei viel zu streng und hart mit mir. Das erspart mir aber nicht meine Vorwürfe.
So viel geschrieben - hoffentlich verständlich.
Ich freue mich über Eure Beiträge und danke für die Zeit, die ihr Euch dafür nehmt. Marlene
das ist eine schwierige Situation...und du hast schon vorher seine Nähe nicht ertragen, schreibst du. Wenn das so war und bereits eine Entfremdung vorhanden war, ist sein Abdriften zu einer anderen Frau nicht unwahrscheinlich gewesen. Aber warum hast du Schuldgefühle? LG Nirdna
weil ich meine Anteile am Scheitern subjektiv größer sehe und trotzdem nicht mehr mit ihm leben konnte.
Es gab während der Ehe und auch nachher keine Gesprächsmöglichkeit mit ihm. Er unterbrach mich sofort mit Vorwürfen und ging nicht auf meine Wünsche, Bitten ein. Obwohl ich versuchte zu reflektieren und immer auch erwähnte, dass es für ihn schlimm sei, dass ich keine Nähe mehr zulassen kann. Die Affäre als solche konnte ich verzeihen, weil ich mich verweigert habe aber es fand danach keine Aufarbeitung statt.
tappe nicht in die Schuldgefühlsfalle. Du hast einen Fehler gemacht. Du hast ihn "nicht ran gelassen". Das war aus deiner jetzigen Sicht falsch, du hast den Fehler zugegeben. Das muss es aber dann auch gewesen sein mit deiner "Schuld". Die Partnerin zu hintergehen und zu betrügen mit einer anderen Frau ist ein ganz anderes Kaliber. Dieser Fehler wiegt schwerer, weil er tiefer verletzend ist, ein absoluter Vertrauensbruch.
Andererseits, was bringt es dir, nach dem Neuanfang weiterhin seinen Fehler von ihm selbst reflektiert zu bekommen? Soll er reumütig sich unterwerfen? Ich fürchte, das wäre keine gute Basis.
Wenn er verspricht, das nicht zu wiederholen und vertrauensbildendes Verhalten von sich aus dir zu geben, könnte das nicht genügen?
Wenn er nicht bereit wäre, eine Wiederholung des Betrugs auszuschließen, hätte es wenig Sinn, ihm eine 2. Chance zu geben.
Was ich nicht verstehen kann, wenn du ihn körperlich nicht erträgst, wenn du kein Verlangen nach ihm verspürst, warum hast du dich dann auf einen Neuanfang eingelassen?
Zitatdass man im Alter zusammenleben kann aus finanziellen Gründen und ich mich eben kümmern muss, wenn es mir mit ihm nicht gut geht. Das sei nicht seine Aufgabe, er werde und könne sich nicht ändern.
Man kann viell. zusammenleben aus finanziellen Gründen, man muss es aber nicht. Was nicht zusammenpasst ist folgendes, er schreibt du wärst "doch seine Traumfrau" andererseits ist es ihm egal, wie es dir geht. Ich denke, es wäre sinnlos zu verlangen, dass er sich ändert. Du kannst aber verlangen, dass er sich dafür interessiert, wie es dir geht. Wenn er das nicht will, warum sollst du dich dafür interessieren, dass es seinen Finanzen gut geht? Ist es deine Aufgabe, für seine Finanzen zu sorgen?
Willkommen im Forum, auch wenn der Anlass dazu nicht erfreulich ist.
Du beschreibst, dass er "immer mehr psychopathische Züge zeigte" und beim Lesen deiner Zeilen drängt sich mir ein narzisstisches Verhaltensmuster auf, das er an den Tag zu legen scheint. Bitte diese "Unterstellung" von mir nicht als Gesetz betrachten, ich lese das lediglich aus deinen Zeilen. Wenn es so ist - das würde auch dein Zerfleischen erklären, dass du sogar die Schuld auf dich nimmst - brauchst du professionelle Hilfe, um von ihm loszukommen. Überhaupt beschreibst du Übergriffe auf dich, die alles andere als gesundes Verhalten sind.
Was deine Therapeuten angeht, so habe ich auch viele Fragezeichen im Gesicht. Eine Prognose abzugeben, dass sie eine Beziehung ganz sicher hätte retten können, finde ich sehr gewagt. Niemand kann das vorhersagen. Niemand. An deiner Stelle würde ich mir überlegen, nicht mehr hinzugehen und stattdessen einen Psychotherapeuten (PT) aufsuchen und in den ersten Sitzungen (probatorische Sitzungen) prüfen, ob die Chemie passt. Ein professioneller PT wird dir auch niemals eine Rettung der Beziehung in Aussicht stellen, sondern versuchen dich aufzurichten. Mir scheint, dass deine aktuelle Therapeutin eher monetäre Aspekte in der Fortsetzung der Behandlung sieht und dich mit gewagten Prognosen an der Stange hält.
Berichte hier gerne weiter. Es ist ein tolles Forum mit vielen emphatischen Menschen, die einem beistehen und helfen.
In Büchern und entsprechenden Foren im Netz habe ich sehr viele Hinweise gefunden für narzisstische Anteile und toxische Beziehung.
Beim Aufarbeiten habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Ich meinte durch diesen Vertrauensbruch den ich verzeihen konnte , wäre es ein Signal gewesen, die gesamte Beziehung zu reflektieren. Z.B. was ist der Grund meines Abwenden, warum interessiert es ihn nicht wie es mir geht. Was kann ich tun, damit wir uns wieder annähern. Seine Antwort war nur, ich solle mit meinem Psychologie Geschwätz aufhören, ihn nicht provozieren und einfach leben lassen.
Neuanfang: weil ich dachte, ich könne es irgendwie hinbekommen, ihn nicht mehr abzulehnen und dass ich auch aufgrund unseres Alters alles versuchen muss, damit es nicht zu einer Trennung kommt.
Mein Körper hat sich aber regelrecht verweigert, obwohl wir in Alltagssituationen neutral/freundlich miteinander umgehen konnten, zumindest in der Öffentlichkeit.
wie weiter oben schon gesagt, ist es für Außenstehende auf Basis weniger Zeilen unmöglich deinen Ex als Narzissten zu deklarieren. Allerdings beschreibst du etliche Hauptmerkmale (wenig/keine Empathie, Kritikunfähigkeit, eigene Makellosigkeit usw. usw.) und darüber hinaus sind seine Reaktionen auf deine entlarvenden Gespräche sehr deutlich. Solange man ein "Fan" eines Narzissten ist, befeuert das sein Ego und er ist zufrieden. Kehrt man sich weg oder stellt ihn in Frage, erlebt man sein wahres Gesicht, bis man wieder zum "Fan" wird. Ein Teufelskreis entsteht und das zehrt den "Fan" bis zur totalen Erschöpfung aus. Du beschreibst einen solchen Werdegang mit seinem Terror, der massiv begann, als du dich zurückgezogen hast - das ist arlamierend!!!
Dein Kopf sagt dir wohl schon länger, dass er dir nicht mehr gut tut, dein Körper rebelliert und trotzdem suchst du die Schuld bei dir und wirst immer wieder zum "Fan". Das alles tut dir nicht gut und du solltest dringend und sofort Hilfe bei Freunden, Familie und Profis (PT) suchen, bevor du nur noch ausgebrannt am Boden liegst. Wenn er wirklich ein Narzisst ist, hast du ohne Hilfe kaum eine Chance zu entkommen. Du kannst hier schreiben, auch das hilft, aber physische Nähe halte ich in solchen Fällen für unerlässlich, daher die Idee, dich Menschen im nahen Umfeld zusätzlich anzuvertrauen.
Ich hoffe und wünsche dir, dass er einfach nur schlechte Tage hatte und nicht das ist, was ich fast vermute...
besser hätte man es nicht beschreiben können. Auch der Begriff "Fan" ist zutreffend.
Es ist auch das, was meine Kinder/Freunde nicht verstehen, die entweder auch Apps von ihm bekommen haben in denen er mich beleidigt bzw, die eine oder andere Mail gelesen haben. Sie verstehen nicht, dass ich mir noch überhaupt einen Gedanken mache über meine Schuld.
Du hast recht ich sollte mir professionelle Hilfe suchen. Danke für deine/eure offenen Worte
Liebe Marlene, auch von mir Willkommen bei uns. Sich professionelle Hilfe zu holen, halte ich für ganz wichtig für dich. Es wird dir ja nicht helfen, wenn wir dir hier sagen, es ist nicht deine Schuld.
Ich kann dir nur meine Gedanken schildern. Weißt du, ich denke, dass es in uns selbst so einen gewissen Punkt gibt, eine rote Linie, die nicht überschritten werden darf. Und wird sie das, dann ist es eigentlich eher ein gesundes Zeichen, finde ich, sich nicht zu "überwinden" diese rote Linie überschreiten zu lassen.
Jeder Mensch hat ein Recht über sich selbst zu bestimmen.
Das hat dann mit Sicherheit Auswirkungen auf die Beziehung. Aber einen Eindruck möchte ich doch noch wiedergeben, den ich hatte. Es ist sicher schwer aus der Ferne sich tatsächlich ein Bild zu machen. Aber meine eigene rote Linie wäre bei solch einem Verhalten mehr als überschritten. Objektiv kann ich deine Kinder verstehen (so wie ich deine Geschichte hier lese), subjektiv nützt dir das wenig. Wenn man auf diese Weise Schuldzuweisungen annimmt und sich zerfleischen lässt, steht da, das denke ich wirklich, etwas ganz anderes dahinter. Und deshalb ist die professionelle Hilfe wirklich wichtig.
Zitat von Marlene im Beitrag #8Neuanfang: weil ich dachte, ich könne es irgendwie hinbekommen, ihn nicht mehr abzulehnen und dass ich auch aufgrund unseres Alters alles versuchen muss, damit es nicht zu einer Trennung kommt.
Ich glaube, das hast du, alles versucht. Du hast alles getan, was von deiner Seite aus machbar ist.
Ihm ist es egal, wie es dir geht. Bedeutet das nicht die absolute Lieblosigkeit von seiner Seite? Offen gesagt, welche Frau braucht einen lieblosen Mann? Seine Lieblosigkeit kann doch gar nicht deine Schuld sein, das liegt mit Sicherheit nicht an dir.
Ich glaube, je weniger Schuldgefühle man hat, je weiter kann man sich erlauben, die rote Linie zu ziehen. Je mehr man sich gefallen lässt, je weniger Schuldgefühl. Je mehr man sich gefallen lässt, je stärker muss man sein.
Foren-Chat
0
Trennungsforum.de
Thema drucken
19.11.2020 12:09
Antworten
